Wenn ich mit meinen Söhnen unterwegs bin, ist es manchmal gut, für eine Zeit getrennte Wege zu gehen. Der eine braucht Action, der andere eher Ruhe. So war es vor kurzem in Dortmund. Ich wollte eine halbe Stunde in die katholische Propsteikirche. Es war Mittagszeit, und die Kirche lag nah an der Fußgängerzone. Und sie war offen.

Einige Leute gingen herum und sahen sich den Altar oder andere Kunstwerke an. Aber es waren dort auch Menschen anders beschäftigt. Eine junge Mutter, den Kinderwagen neben sich, hatte gerade eine Kerze vor dem Bild der Muttergottes angezündet. Ein älterer Mann saß in einer Bank, die aufgeschlagene Bibel vor sich. Und eine junge Frau war dort. Sie kauerte auf ihrem Platz. Im Vorbeigehen hörte ich, dass sie leise weinte. Ich stand hinten in der Kirche und ich fühlte plötzlich: Ja, das ist meine Religion. Eine Religion, die solche Orte zur Verfügung stellt. Orte, wo Menschen eine Form finden können für das, was sie bewegt.