Gottesdienst und Zen-Meditation sind im Haus der Stille in Berlin kein Gegensatz.

Wer mehr über sich erfahren möchte oder nach einer tieferen Beziehung zu Gott sucht, findet im "Haus der Stille" der ev. Kirche Berlin-Brandenburg unterschiedliche Zugänge. Hier kann sich der Besucher in traditioneller christlicher Meditation üben, aber auch buddhistische Formen wie Yoga oder Tai Chi für sich entdecken. Dabei ist der Name des Hauses Programm: Denn zu den meisten Übungen gehört Stille.

"Erst in der Stille können wir wahrnehmen, was selber in uns ist", sagt Stefan Matthias (48). Der ev. Theologe war von 1995 bis zum März diesen Jahres Leiter des Hauses. Als langjähriger Zen-Schüler schätzt er die Meditationsform im Zen-Buddhismus. "Sie besteht aus stundenlangem Sitzen in Stille, es gibt keine Gesänge und Rituale", erklärt er.

Buddhistische Meditation ist im Programm des Hauses reichlich zu finden. "Es ist ein Weg, den man gehen kann, ohne dass man gleich irgendein Glaubensbekenntnis annehmen muss", so Stefan Matthias. Aber was kann man mit der Meditation erreichen, außer Entspannung? "Durch intensive Meditation gelangt man zu einer tiefen Erfahrung von sich selbst und dem, was über das Ich hinausgeht. Auf dem Höhepunkt dieser Erfahrung gibt es keine Gedanken und Gefühle. Es ist, als ob man sich selbst vergisst und eins wird mit dem, was gerade ist", erläutert Stefan Matthias.

Diesen Weg der spirituellen Erfahrung kennen viele Religionen. Auch die christlichen Mystiker strebten nach einer unmittelbaren Erfahrung mit dem Transzendenten. Sie verneinten zunächst alles, was sie über Gott hörten. Der Mystiker Meister Eckhart lehrte, dass alles, was über Gott gesagt wird, als falsch angenommen werden muss. Denn Gott sah er als eine Wirklichkeit, die sich unserer Begrifflichkeit entzieht. Um das Göttliche zu realisieren, muss man sich selbst in dieses Unfassbare hineinbegeben.

Wer in der Meditation spirituelle Erfahrungen gemacht hat, findet im "Haus der Stille" auch Deutungsangebote. Unter anderem in den regelmäßig gefeierten Gottesdiensten im Haus. Stefan Matthias: "Hier kann ich erfahren, dass die andere Wirklichkeit, die sich mir gezeigt hat, nicht namenlos bleiben muss. In unserer christlichen Tradition heißt sie Gott."

  • Kontakt: "Haus der Stille", Am kleinen Wannsee 9, 14109 Berlin, Tel. 030/ 80 53 064, www.haus-der-stille.de