Ein Ort, um sich mal zurückzuziehen und das Leben von einer anderen Warte aus zu betrachten: das Ansverus-Haus in Aumühle.

Die geräumige Villa aus roten Klinkersteinen liegt mitten in einem weitläufigen Garten - ein Haus wie geschaffen für eine große Familie. Dafür war das zweistöckige Gebäude auch gedacht, als ein Hamburger es 1912 in Aumühle am Rande des Sachsenwaldes errichten ließ. Heute ist es die Heimat einer Gemeinschaft, die keine biologische Verwandtschaft verbindet, sondern eine geistige: die Ansverus-Communität.

Zu ihr gehören 27 Brüder und 18 Schwestern zwischen 30 und 80 Jahren. Sie haben sich zusammengetan, weil sie bewusst und verbindlich als Christen leben wollen. Ähnlich wie eine Klostergemeinschaft haben sie darauf ein Gelübde abgelegt. Zu ihren Geistlichen Regeln gehört das tägliche Beten und Lesen in der Bibel. Regelmäßig treffen sich die Communitäts-Mitglieder, die im Alltag in ihren Familien leben und in unterschiedlichen Berufen arbeiten, zu Andachten, Gesprächen und Einkehrtagen im Ansverus-Haus.

Gemeinsam gebetet wird in der Krypta des Hauses. Sie liegt im Untergeschoss: ein halbdunkler Raum mit einem schlichten Altar - ein Ort, der wie ein Schutzraum und von äußeren Einflüssen abschirmt wirkt. Zweimal am Tag werden hier Andachten gehalten. "Ich komme häufig zu den Morgengebeten. Für mich ist das Ansverus-Haus wie ein Hafen, in dem ich einlaufen kann, um Kraft aufzutanken", sagt Communitäts-Mitglied Sigrid Bader (69).

"Das Haus ist nicht nur eine spirituelle Heimat für Communitätsmitglieder, es steht allen Menschen offen", erklärt Kirstin Faupel-Drevs (40). Seit 2003 leitet die Pastorin das von der Ev.-Nordelbischen Kirche mitfinanzierte Haus. Gemeinsam mit den Communitätsmitgliedern ist sie Ansprechpartnerin für Gäste und leitet Seminare zum Thema Spiritualität. "Viele Menschen haben keinen Zugang mehr zu Glaubensthemen, sind aber auf der Suche nach einem Weg zu Gott. Wir möchten ihnen dabei eine geistliche Begleitung sein", sagt Kirstin Faupel-Drevs.

Dabei helfen verschiedene Glaubensübungen. Eine kleine Form ist der Umgang mit den "Perlen des Glaubens". Ein Band mit 18 verschiedenen Perlen, jede mit einer eigenen Bedeutung, gibt Anregung, über Glaubens- und Lebensthemen nachzudenken. "So denke ich bei der Auferstehungs-Perle vielleicht auch daran, was mich heute aufrichtet", sagt Kirstin Faupel-Drevs. Die Pastorin lernte das Gebetsband in Schweden kennen, für sie ist es ein Symbol für praktische Spiritualität. "Damit können wir üben, den Alltag zu unterbrechen, es bringt uns einen Moment der ,Einkehr' und zeigt uns einen Weg zu uns selbst, zu anderen und zu Gott."

Momente der "Einkehr" sind wesentlich für das Ansverus-Haus: "Um die Gegenwart Gottes wieder zu spüren, brauchen wir einen Ort des Rückzugs, der Stille und des Austauschs", so die Theologin. Darin knüpft das Ansverus-Haus an Traditionen klösterlichen Lebens an: "Wir sind auf dem Weg, ein kleines evangelisches Kloster zu werden." Bei dem Angebot "Kloster auf Zeit" können sich Gäste für mehrere Tage einmieten, an Gebeten, Meditationen und Glaubensgesprächen teilnehmen und das Angebot zur Beichte wahrnehmen. Ab Oktober soll es zudem eine geistliche Hausgemeinschaft geben: Vier Personen können dann für ein Jahr ins Ansverus-Haus einziehen, dort mitarbeiten und am geistlichen Leben teilnehmen. Wer sich dafür interessiert, melde sich im Ansverus-Haus.

  • Kontakt: Ansverus-Haus, Vor den Hegen 20, 21521 Aumühle, Tel. 04104/970620, www.ansverus-haus.de