In der St.-Joseph-Kirche auf St.Pauli feiert die polnische Mission in Hamburg Gottesdienste in ihrer eigenen Sprache. Wir waren dabei.

Christi Himmelfahrt, 15 Uhr. Aus den Musiklokalen der Großen Freiheit wehen dunkle Bassgrooves herüber. Dazwischen mischt sich das Geläut von Glocken: Am Ende der Straße liegt die katholische Kirche St. Joseph mit ihrer barocken Fassade. Junge und alte Menschen, Familien mit Kindern steigen zum offenen Kirchenportal hinauf. Sie bekreuzigen sich beim Eintreten und drängen sich in die schmalen Kirchenbänke. Der Organist beginnt zu spielen, die Gemeinde erhebt sich und singt das erste Lied - auf Polnisch.

In St. Joseph auf der Großen Freiheit finden vier Mal an jedem Sonn- und Feiertag Gottesdienste in polnischer Sprache statt. Die Kirche mit rund 300 Plätzen ist immer gut besucht, manchmal sogar überfüllt. Dann stehen noch auf dem Vorplatz der Kirche Besucher und folgen der Messe über Lautsprecher.

Heute hat es Roman Bach (46) rechtzeitig geschafft: "Ich hatte Dienst im Krankenhaus St. Georg, das ist ja nicht so weit," sagt der Krankenpfleger. Der 46-Jährige stammt aus Gdingen bei Danzig und kommt regelmäßig zur polnischsprachigen Messe. "Die deutsche Messe besuche ich selten. Ich verstehe die Predigt auf Polnisch besser, und es ist ein bisschen wie zu Hause", sagt Roman Bach, der seit 16 Jahren in Hamburg lebt.

Rund 20 000 Mitglieder hat die Polnische Katholische Mission - die Gemeinde für polnisch sprechende Katholiken in Hamburg. "Wir betreuen hier ansässige Polen, darunter auch Studenten oder Au-Pair-Mädchen", sagt Pfarrer Jan Sliwanski (70), der die Personalgemeinde seit 28 Jahren führt. Seine Wohnung und der Sitz der Polnischen Mission liegen neben der Kirche, in direkter Nachbarschaft zum katholischen Pfarramt St. Joseph, zu deren Gemeinde die Kirche gehört.

Beim heutigen Gottesdienst ist der Platz von Pfarrer Jan Sliwanski im Beichtstuhl. Während Kaplan Walenty Cugier (38) einen Psalm mit der Gemeinde spricht, geht ein älterer Mann in den Beichtstuhl. Der Vorhang hinter ihm schließt sich. Was er und der Pfarrer wispern, geht im Gesang der Gemeinde unter. An den hellen Kirchenwänden mit rosa- und grünmarmorierten Steinen stehen keine Liednummern, es liegen keine Gesangsbücher aus. Wenn der Organist ein Lied anstimmt, setzt die Gemeinde einfach ein.

Der Kaplan tritt an die Kanzel und hält die Predigt. Rein äußerlich unterscheidet sich die Messe wenig von einer deutschen römisch-katholischen Messe. Doch bei der polnischen Gemeinde steht immer die Kopie einer Ikone neben dem Altar: Sie zeigt die Schwarze Madonna von Tschenstochau. Die Mutter Gottes ist in dunkler Farbe dargestellt, das Bild stammt aus dem Kloster Jasna Gora bei Tschenstochau. In Polen wird es auch als "wundertätige Ikone" verehrt.

"Das Gebet zur Mutter Gottes ist bei uns sehr verbreitet. Über Maria als Mittlerin für unsere Bitten finden wir einen leichteren Weg zu Jesus", sagt Pfarrer Sliwanski. Im Gottesdienst richten sich Gebete auch an die Madonna.

Dann reicht der Küster dem Kaplan Brot und Wein für das Abendmahl. Der Priester hält den Kelch mit dem Wein und die Schale mit der Hostie hoch und erinnert an die Worte Jesu während seines letzten Mahls mit seinen Jüngern. Die Gottesdienstbesucher knien zum Gebet nieder und empfangen das Abendmahl. Nach weiteren Liedern geht die knapp einstündige Messe zu Ende. Durch das geöffnete Kirchenportal dringt wieder die laute Musik aus der Nachbarschaft ins Gebäude.

Die Besucher stört das wenig. Barbara Ritzka (38) aus Oberschlesien, seit 14 Jahren in Hamburg, freut sich über den Gottesdienst in polnischer Sprache.

Sie meint: "In Deutschland ist mein Glauben noch stärker geworden. In der Messe finde ich Klärung und Stärke für die unverständlichen Dinge in meinem Leben."