Bei Fremdsprachen und Naturwissenschaften sollen so Ängste abgebaut werden. Das Ziel: Eine Schule, die mehr Chancen bietet. Aber wer soll sie bezahlen?

Berlin/Hamburg. Bundesbildungsministerin Annette Schavan (CDU) hat unmittelbar vor Beginn des nationalen Bildungsgipfels heute in Dresden dafür geworben, Mädchen und Jungen an staatlichen Schulen auch getrennt zu unterrichten. "In einzelnen Fächern in bestimmten Altersstufen kann getrennter Unterricht von Jungen und Mädchen durchaus sinnvoll sein", sagte Schavan dem Hamburger Abendblatt.

"Wir haben Erfahrungen, dass im Bereich der Naturwissenschaften oder der Sprachen es nicht immer gelingt, Jungen und Mädchen in gleicher Weise anzusprechen. Ein Vorsprung der einen oder der anderen ergibt sich daraus, dass eine gewisse Schwellenangst da ist", so die Ministerin. Schavan betonte: "Unterricht muss so angelegt sein, dass Jungen und Mädchen gleichermaßen Zugang finden."

In einigen Bundesländern sehen die Schulgesetze die Möglichkeit zu einem getrennten Unterricht vor, was aber oft nicht über den Status von Modellcharakter hinausgeht. Studien belegen, dass sich seit Einführung der koedukativen Schule, an der Mädchen und Jungen in allen Fächern gemeinsam unterrichtet werden, weniger junge Frauen ein naturwissenschaftliches Studium zutrauen. Schavan bekräftigte, dass beim Bildungsgipfel konkrete Maßnahmen beschlossen werden sollen, die zu "mehr Chancen und Durchlässigkeit des Bildungssystems" führen. Dazu zählten auch Maßnahmen zur Stärkung frühkindlicher Bildung und zur Halbierung der Zahl derer, die ohne Abschluss Schule, Studium oder Ausbildung beenden.

Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) und die Ministerpräsidenten kommen heute in Dresden zusammen, um die "Dresdner Erklärung" zu verabschieden. Belastet wird der Gipfel vom bisher ungelösten Streit um die Finanzen. Die CDU-Ministerpräsidenten Christian Wulff (Niedersachsen) und Peter Harry Carstensen (Schleswig-Holstein) erneuerten gestern Forderungen, wonach der Bund den Ländern deutlich mehr Mittel für Bildungszwecke zur Verfügung stellen müsse. "Es ist die Frage, ob der Bund nicht nur große Sprünge ankündigt, sondern auch was liefert", sagte Wulff. Carstensen erklärte: "Wenn der Bund die Schlagzahl erhöhen will, muss er auch Geld zur Verfügung stellen." Schavan will aber hart bleiben. Indes wurden aus der SPD die Vorwürfe lauter, Schavan habe den von ihr in Auftrag gegebenen Studiengebühren-Bericht unter Verschluss gehalten, da ihr die Ergebnisse (Gebühren schrecken doch vom Studium ab) nicht passten. Schavan wies das als"falschen und leicht durchschaubaren" Vorwurf zurück.