Zwei Stunden haben sich die Bundeskanzlerin und die Ministerpräsidenten heute freigehalten, um beim Gipfel in Dresden die “Bildungsrepublik...

Zwei Stunden haben sich die Bundeskanzlerin und die Ministerpräsidenten heute freigehalten, um beim Gipfel in Dresden die "Bildungsrepublik Deutschland" auszurufen. Die Erwartungen an das Treffen, die Merkel mit ihrer publicityträchtigen Bildungsreise stark geschürt hat, sind fast schon ins Unermessliche gestiegen. Dabei wäre es auch ohne diese wahlkampftaktisch motivierte Begleitmusik schwer genug gewesen, etwas Vorzeigbares zustande zu bringen.

Da ist zunächst das Zuständigkeitsproblem. Die Ministerpräsidenten wollen sich in ihrem ureigenen Kompetenzfeld von Schavan und Merkel keine Vorschriften machen lassen - auch nicht, wenn es für Maßnahmen wie Hilfen für Schulabbrecher zusätzliches Geld vom Bund geben sollte.

Doch Mehrausgaben im großen Stil sind ohnehin nicht vorgesehen. Die zusätzlichen sechs Milliarden, die der Bund angeblich bereitstellen will, sind zum Großteil längst verplant und verkündet. Dabei ist Bildungspolitik nicht nur, aber eben immer auch eine Frage finanzieller Schwerpunktsetzungen. In vielen Schulen und Hochschulen dieses Landes - nicht nur in Hamburg - fällt bereits der Putz von den Wänden. Und das hat handfeste Kostengründe.

Bleibt das fragwürdige inhaltliche Konzept des Gipfels, das sich wohl am besten mit dem platten Slogan "Bildung für alle" zusammenfassen lässt. Natürlich ist es angesichts des eklatanten Fachkräftemangels in Deutschland richtig, sich Gedanken über die Durchlässigkeit des Systems zu machen. Mehr Handwerker und Meister sollen also die Unis bevölkern - als sei deren fehlende wissenschaftliche Qualifikation unser Hauptproblem. Dass andererseits die abschreckende Wirkung von Studiengebühren auf bildungshungrige Abiturienten gar kein Thema sein darf, beschert dem Gipfel ein gravierendes Glaubwürdigkeitsproblem.