Der Streit um mögliche schädliche Auswirkungen von Studiengebühren entwickelt sich allmählich zur Belastungsprobe für die Große Koalition.

Hamburg. Der Streit um mögliche schädliche Auswirkungen von Studiengebühren entwickelt sich allmählich zur Belastungsprobe für die Große Koalition. SPD-Fraktionschef Peter Struck verlangte die "schonungslose Offenlegung der hemmenden Wirkung von Studiengebühren auf die Studierbereitschaft der jungen Menschen". Es wäre "verlogen", wenn beim Bildungsgipfel in Dresden "Krokodilstränen darüber geweint werden, dass uns in Natur- und Ingenieurswissenschaften, Medizin und Pädagogik die Studenten fehlen und Studiengebühren als wesentliche Hemmschwelle außer Acht gelassen werden", sagte Struck der Deutschen Presse-Agentur.

SPD-Präsidiumsmitglied Christoph Matschie warf Bundesbildungsministerin Annette Schavan (CDU) in der "Berliner Zeitung" vor, Umfrageergebnisse zu Studiengebühren aus parteitaktischen Gründen zu verheimlichen. "Es ist ein Skandal, wenn unliebsame Ergebnisse unterdrückt werden", sagte Matschie. Nordrhein-Westfalens Wissenschaftsminister Andreas Pinkwart (FDP) warnte wegen der sich zuspitzenden Studiengebühren-Diskussion vor einem Scheitern des Bildungsgipfels. "Ich bedaure es, wie ideologisch dieses Thema diskutiert wird. Wenn wir uns weiter auf diesem Niveau unterhalten, droht der Gipfel zu scheitern, bevor er begonnen hat", sagte Pinkwart der "Westdeutschen Allgemeinen Zeitung".

Die von Schavan in Auftrag gegebene und bisher unter Verschluss gehaltene Studie des Hochschul-Informationssystems (HIS) zeigt, dass Studiengebühren deutlich mehr junge Menschen vom Studium abschrecken als bislang angenommen. Danach verzichteten allein vom Abitur-Jahrgang 2006 bis zu 18 000 junge Menschen wegen der neuen Gebühren darauf, ein Studium zu beginnen.

Die Autoren der Studie bestätigten dies gestern Abend: "Überdurchschnittlich ausgeprägt ist der Studienverzicht bei Frauen und Kindern aus hochschulfernen Elternhäusern", hieß es in einer Erklärung des HIS. Das Bildungsministerium hatte in einer ersten Reaktion erklärt, die Zahl sei nicht erheblich.