LÜBECK. Wer schützt die Kinder? Nach den jüngsten Missbrauchsfällen sind bundesweit Initiativen zum besseren Schutz der Kinder gestartet. "Schutzengel für Schleswig-Holstein - Netzwerk sozialer und gesundheitlicher Hilfen für junge Familien": Unter diesem Titel hat das nördlichste Bundesland als erstes ein flächendeckendes Hilfsprogramm auf den Weg gebracht. Die Lübecker Familienhilfe hat sich entschieden, mit dem Geld, das Kiel dafür zur Verfügung stellt, das Projekt "Familienhebamme" zu finanzieren: Hilfe und Begleitung für Schwangere und Mütter aus psychosozial belasteten Familien bis zum ersten Lebensjahr des Kindes.

Der größte Unterschied zu den bereits vorhandenen und von den Krankenkassen bezahlten Angeboten selbstständiger Hebammen liegt im Faktor Zeit. Die Familienhebammen stehen ihren Klienten bis zu einem Jahr zur Seite und haben den Umgang der Eltern mit den Säuglingen im Blick. Träger ist die Arbeiterwohlfahrt Schleswig-Holstein GmbH. Für das zunächst auf drei Jahre befristete Projekt bekommt die Stadt 20 000 Euro pro Jahr. In Lübeck teilen sich dafür zwei Frauen eine halbe Planstelle. Sie müssen die vorhandenen städtischen und privat initiierten Hilfsangebote zusammenführen und Kontakte zu Gynäkologen, Beratungsstellen und Kliniken herstellen können - und nicht zuletzt lernen, in diesem belastenden Beruf für sich selbst zu sorgen.

"Wir fangen klein an", sagt Renate Junghans, Leiterin des Bereichs Familienhilfen im Jugendamt. "Und natürlich hoffen wir, dass das Angebot angenommen wird und entsprechend wachsen kann. Mit dem Aufbau von präventiver Hilfe sollen später viele andere Kosten wegfallen."

Die Hilfe von Hebammen nehmen deutlich mehr Frauen in Anspruch als die von Gynäkologen oder Ämtern, bestätigen Lübecks Familienhebammen: "Wir können niemanden zwingen, uns die Tür zu öffnen. Wir setzen darauf, dass sich unsere Angebote herumsprechen."