Wirtschaft setzt große Hoffnung auf den bisherigen CSU-Generalsekretär. SPD: Umstände des Amtswechsels “unwürdig“. Stimmen zum Rücktritt. neuneu./s/“>Hier sehen Sie Bilder von Glos.

Berlin/Hamburg. Mitten in der größten Wirtschaftskrise der Nachkriegszeit bekommt das Bundeswirtschaftsministerium eine neue Führung: Der bisherige CSU-Generalsekretär, der 37-jährige Karl-Theodor zu Guttenberg, übernimmt heute die Amtsgeschäfte von Michael Glos, der gestern formell einen Antrag auf Entlassung stellte. Der promovierte Jurist sagte, er sei sich der Herausforderung bewusst. Er wolle sich mit "Kraft und Mut" der neuen Aufgabe stellen, aber auch mit der nötigen "Bodenhaftung". Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) sagte zu Guttenberg ihre volle Unterstützung zu: "Ich bin davon überzeugt, dass er die Arbeit exzellent machen wird."

Der neue CSU-Generalsekretär Alexander Dobrindt kündigte eine Strategie der Öffnung seiner Partei an. "Die größte Volkspartei in Deutschland muss offen sein für Ideen auch von Menschen, die uns momentan distanziert gegenüberstehen", sagte der 38-Jährige in einem seiner ersten Interviews im neuen Amt dem Hamburger Abendblatt. "Eine unserer Botschaften wird sein: Wir sind eine offene Partei. Wir freuen uns über jeden, der seine Arbeit mit einbringen will - ob er Parteimitglied ist oder nicht." Der Generalsekretär fügte hinzu: "Wir müssen die CSU wieder mehr zurückführen in die Mitte der Gesellschaft. Wir müssen die Menschen wieder mehr ernst nehmen und mitnehmen."

Eine Fortsetzung der Großen Koalition nach der Bundestagswahl lehnte Dobrindt als "nicht erstrebenswert" ab. "Wir haben ein klares Wahlziel: eine bürgerliche Mehrheit", sagte er. Die Union müsse "mit aller Tatkraft versuchen, ein Bündnis mit der FDP zu erlangen".

Der SPD-Vorsitzende Franz Müntefering bezeichnete den Umgang mit dem zurückgetretenen Wirtschaftsminister Glos gestern als "unwürdig". CSU-Chef Horst Seehofer verhalte sich in der Art eines "Zentralkomitees" gegenüber dem Bundeskabinett. SPD-Generalsekretär Hubertus Heil nannte die Vorgänge um den amtsmüden Glos "ein Symptom der Unionskrise". Merkel habe CDU und CSU "programmatisch in den Nebel geführt". Er rief die Kanzlerin auf, "Seehofer in den Griff zu bekommen".

Zu Guttenberg avanciert unterdessen zum Hoffnungsträger der Industrie, des Mittelstands und des geschwächten Wirtschaftsflügels der Union. Arbeitgeberpräsident Dieter Hundt bezeichnete ihn als eine gute Wahl für das Amt: "Ich bin überzeugt, dass Guttenberg für diese Aufgabe bestens geeignet ist und das notwendige politische Gewicht hat, die Anliegen der Wirtschaft durchzusetzen", erklärte Hundt gestern.

Unionsfraktionsvize Michael Meister (CDU) sagte, der Wechsel von Glos zu Guttenberg könne auch eine "Chance" für die Schwesterparteien CDU und CSU sein. Es hänge nun davon ab, ob zu Guttenberg es schaffe, in den nächsten drei Monaten die wirtschaftspolitischen Grundlinien der Union klar erkennbar zu machen.