Früh am Morgen war Michael Glos gestern via Nürnberg aus Prichsenstadt am Steigerwald nach Berlin zurückgekehrt. Und während die Medien wie gebannt...

Berlin. Früh am Morgen war Michael Glos gestern via Nürnberg aus Prichsenstadt am Steigerwald nach Berlin zurückgekehrt. Und während die Medien wie gebannt auf seinen Nachfolger schauten, saß der Noch-Bundeswirtschaftsminister in der Scharnhorststraße, um die Sache zu Ende zu bringen. Hinter sich hatte er die Schmach des verkorksten Rücktritts, vor sich die längsten 30 Stunden seiner Amtszeit. Denn erst heute, um 14.15 Uhr, wird Bundespräsident Köhler dem 64-Jährigen die Entlassungsurkunde überreichen und den Dank des Vaterlands aussprechen. Das gilt es noch zu überstehen. Und die Verabschiedung von den Mitarbeitern. Anschließend wird er möglichst schnell nach Hause fahren. Der letzte Flieger geht um acht.

Drei Jahre, zwei Monate und 18 Tage ist Glos Minister gewesen. Von nun an will er nur noch Bundestagsabgeordneter sein. Und ganz sicher wird man ihn am 27. September im Wahlkreis 251 (Schweinfurt) wieder direkt wählen. Da mögen sie ihn sehr. Für seine direkte Art, für seinen Humor. In Berlin war Glos der Spaß an der Politik am Ende vergangen. Wie versteinert hatte er zuletzt gewirkt. Gefesselt an ein Ressort, das er sich nicht ausgesucht hatte, in der eigenen Partei, der CSU, unter Beschuss geraten. "Friendly Fire" sei auch in der Union nicht unüblich, hatte Glos bereits im November bitter gesagt. Jetzt hat er den gordischen Knoten durchschlagen. Hat sein Ministeramt und die damit verbundene Pension einfach aufgegeben. Und vielleicht kehrt sie ja zu ihm zurück - die alte Leichtigkeit des Seins.