Zoff in der Union: Am Tag seiner Ernennung zum neuen Wirtschaftsminister sieht sich Karl-Theodor zu Guttenberg (CSU) Kritik aus den eigenen Reihen ausgesetzt. Bemängelt wird vor allem die fehlende wirtschaftspolitische Erfahrung Guttenbergs. Gleichzeitig regt sich in der CSU Unmut über den Führungsstil von Parteichef Horst Seehofer. Stimmen zum Rücktritt. neuneu/s/“>Hier sehen Sie Bilder von Minister Glos.

Berlin. Guttenberg sei ein guter Mann, allerdings auf dem falschen Posten, heißt es in der Union. "Herr von Guttenberg ist fähig, ein Ministeramt zu übernehmen. Allerdings ist er bisher als Außenpolitiker aufgetreten", sagte der finanzpolitische Sprecher der Unionsfraktion im Bundestag, Otto Bernhardt der "Bild"-Zeitung. Die Personalie zeige deshalb erneut, dass es um die Wirtschaftskompetenz der Union schlecht bestellt sei. Der Bundestagsabgeordnete Andreas Lämmel (CDU), Mitglied im Wirtschaftsausschuss, schloss sich der Kritik von Bernhardt in der "Bild" an: "Gerade in Zeiten der Wirtschaftskrise hätte das Amt von einem ausgewiesenen Wirtschaftsexperten übernommen werden müssen."

Guttenberg hatte am Vorabend im ZDF eingeräumt, dass er bislang vor allem in der Außenpolitik zu Hause gewesen sei. Selbstverständlich habe er aber auch das "gesamte Spektrum" abdecken dürfen, sagte Guttenberg im "Heute-Journal". Vor dem Eintritt in die Politik habe er zudem in der freien Wirtschaft gearbeitet. In den ARD-"Tagesthemen" verwies Guttenberg darauf, dass die derzeitige Wirtschaftskrise "ganz neuen Logiken" folge und Lehrbücher daher ihre Gültigkeit verloren hätten.

Im Kampf gegen die Wirtschaftskrise wolle er "die Instrumente, die wir geschaffen haben, optimal ausgestalten", sagte Guttenberg. Zugleich sprach er sich gegen weitere Konjunkturprogramme aus. "Wir müssen das, was die große Koalition hervor gebracht hat, so weit nach vorne tragen, dass wir nicht auf weitere Konjunkturprogramme angewiesen sind", sagte er. Es dürfe "kein Perpetuum Mobile" von Konjunkturprogrammen geben. Nach der Nominierung Guttenbergs für die Glos-Nachfolge regt sich in der CSU Kritik am Führungsstil des Vorsitzenden Horst Seehofer. Der frühere CSU-Ministerpräsident Günther Beckstein sagte der "Süddeutschen Zeitung" ) mit Blick auf den amtsmüde abgetretenen Glos, dieser "hätte mehr Unterstützung von allen Beteiligten verdient". Der ehemalige Staatskanzleichef Eberhard Sinner warf Seehofer vor, er sei "nicht optimal in der Menschenführung".

Bayerns Innenminister Joachim Herrmann mahnte, dass die CSU in den nächsten Monaten "Geschlossenheit und Solidarität zeigen muss auch die CSU-Spitze, auch mit den eigenen Leuten, auch in Hintergrundgesprächen, zumindest in homöopathischen Dosen". Der Chef der CSU-Landtagsfraktion, Georg Schmid, sagte der Zeitung: "Wir müssen nun alle zusammenstehen. Es war immer die große Kraft der CSU, wenn wir zusammengehalten haben."

Der Vizepräsident der EU-Kommission, Günter Verheugen, begrüßte unterdessen die Berufung von Guttenberg zum neuen Bundeswirtschaftsminister. "Ich schätze ihn sehr als einen sehr begabten Kollegen", sagte Verheugen auf "Phönix". Er freue sich auf eine "sehr fruchtbare und sehr angenehme Zusammenarbeit". Bundespräsident Horst Köhler wollte den bisherigen CSU-Generalsekretär Guttenberg heute um 14.15 zum Nachfolger von Michael Glos (CSU) ernennen, der am Wochenende seinen Rücktritt vom Amt des Wirtschaftsministers erklärt hatte. Um 18 Uhr wollen sich Seehofer und Guttenberg in Berlin den Fragen der Hauptstadtpresse stellen. Mit dabei sind der designierte CSU-Generalsekretär Alexander Dobrindt, der Guttenberg folgt, und seine künftige Stellvertreterin Dorothee Bär.