Gegen Robert Bales soll in den USA Anklage erhoben werden. Demnach muss sich der Soldat wegen eines Mordes mehr als bislang angenommen verantworten.

Washington. Der US-Soldat, der Mitte März in zwei Dörfern der afghanischen Provinz Kandahar zahlreiche Zivilisten erschossen haben soll, wird in den USA wegen 17-fachen Mordes angeklagt. Das erklärte ein US-Regierungsvertreter am Donnerstag. Damit wird offensichtlich von einem Opfer mehr ausgegangen, als bislang bekannt war. Bislang war stets davon die Rede, dass bei der Tat am 11. März 16 Menschen getötet worden waren, darunter neun Kinder und drei Frauen.

Der Soldat, der 38-jährige Stabsunteroffizier Robert Bales, war nach der Tat aus Afghanistan ausgeflogen und später in die USA gebracht worden. US-Verteidigungsminister Leon Panetta hatte nicht ausgeschlossen, dass gegen den Mann die Todesstrafe verhängt werden könnte. Derzeit ist Bales in einem Militärgefängnis im US-Bundesstaat Kansas inhaftiert. Namentlich nicht genannten hohen Regierungsbeamten zufolge wird am Freitag offiziell Anklage erhoben.

In Afghanistan hatte es Stimmen gegeben, Bales müsse in ihrem Land vor Gericht gestellt werden. Zudem zweifeln manche Afghanen an der US-Darstellung eines Einzeltäters. Die Tat hatte die ohnehin schon angespannten Beziehungen zwischen beiden Ländern weiter verschlechtert.

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Der zweifache Familienvater Bales wird vom amerikanischen Anwalt John Henry Browne vertreten. Dessen Kanzlei nahm zu den Vorwürfen, die Bales am Freitag persönlich vorgetragen sollen, auf Anfrage keine Stellung. Brown hatte zwar eine Anklage gegen Bales, unter anderem wegen Mordes, bereits erwartet, die vom Militär herangezogenen Beweise für Bales' Schuld allerdings in Zweifel gezogen. Der Verteidiger wies auch zurück, dass Alkohol und Stress im Spiel gewesen seien. Sein Mandant habe aber vor Jahren im Irak ein Schädeltrauma erlitten und sei gegen seinen Willen nach Afghanistan geschickt worden.

Mit Material von dpa, rtr und dapd