Den Nato-Angaben zufolge wurde der Angriff in Kandahar von einem Afghanen in Zivilkleidung und einem in afghanischer Uniform verübt.

Kabul. Auch eineinhalb Wochen nach den Koran-Verbrennungen auf einem US-Stützpunkt bleibt die Lage in Afghanistan explosiv: Bei einem Anschlag auf einem Nato-Stützpunkt in der südlichen Provinz Kandahar kamen am Donnerstag zwei US-Soldaten ums Leben. Das teilten die Nato, das US-Verteidigungsministerium und afghanische Sprecher mit. Einer der beiden Angreifer soll eine afghanische Militäruniform getragen haben. Afghanischen Militärangaben zufolge wurden auch die beiden Attentäter erschossen.

Der Zwischenfall ereignete sich wenige Stunden, nachdem der Oberbefehlshaber der Nato- und US-Truppen in Afghanistan, General John Allen, einigen wenigen ausländischen Beratern die Rückkehr in afghanische Ministerien erlaubt hatte. Hunderte Berater waren nach der Erschießung zweier US-Militärberater am vergangenen Sonnabend im Kabuler Innenministerium aus afghanischen Regierungsstellen zurückgerufen worden. Zu der Tat hatten sich die Taliban bekannt und erklärt, es handele sich um Vergeltung für die Koran-Verbrennungen, die am 20. Februar bekannt wurden.

+++ Nach Koran-Verbrennung - zwei Nato-Soldaten getötet +++

+++ Afghanistan: Proteste wegen "Koranverbrennung" +++

Der Schusswechsel am Donnerstag im Bezirk Schari war nicht der erste, bei dem einer der Täter eine afghanische Uniform getragen haben soll. Am 23. Februar soll ein afghanischer Soldat im Osten Afghanistans bei einer Demonstration gegen die Koran-Verbrennungen zwei Nato-Soldaten erschossen haben.

Den Nato-Angaben zufolge wurde der Angriff von einem Afghanen in Zivilkleidung und einem in afghanischer Uniform verübt. Aus Washingtoner Kreisen verlautete, bei der Zivilperson habe es sich um einen Lehrer gehandelt, der einen Alphabetisierungskurs für afghanische Soldaten abhielt. Ein Gewährsmann in Washington sagte, zwei Angreifer seit erschossen und ein dritter möglicherweise festgenommen worden.

Leiter der UN-Mission erwartet disziplinarische Maßnahmen

Das deckte sich teilweise mit den Angaben des Bezirksvorstehers von Schari, Nijas Mohammed Sarhadi. Laut Sarhadi begann der Lehrer unvermittelt, auf Nato-Soldaten zu schießen. Die hätten das Feuer erwidert und ihn und einen afghanischen Soldaten getötet.

Ein afghanischer Militärsprecher in der Stadt Kandahar, Mohammed Mohssan, gab eine etwas abweichende Schilderung. Zwei Afghanen, einer davon ein Soldat, hätten in dem Stützpunkt auf einen Soldaten in einem Wachturm geschossen, seien dann auf diesen geklettert und hätten von dort das Feuer auf Nato-Soldaten eröffnet. In dem Gefecht seien beide getötet worden.

US-Präsident Barack Obama hatte sich umgehend für die Koran-Verbrennungen entschuldigt. Dennoch wurden bei Protesten seit dem 20. Februar mehr als 30 Afghanen getötet. Inzwischen soll eine Untersuchung kurz vor dem Abschluss stehen. Der Leiter der UN-Mission in Afghanistan, Jan Kubic, sagte, nach der Entschuldigung seien „angemessene disziplinäre Maßnahmen“ der notwendige zweite Schritt. (dapd)