Kommentar: “Katrina“ und die Folgen

Amerika ist schockiert. Leichen, die unbeachtet auf der Straße liegen. Menschen, die im Abfall nach Eßbarem suchen. Jugendliche, die unter den Augen der Polizei plündern und vergewaltigen. Kämen solche Fernsehbilder aus Darfur oder dem Irak, würde man sie vermutlich als traurige Normalität einer anderen, fernen Welt hinnehmen. Aber hier, im eigenen Land, das nebenbei noch die reichste und mächtigste Nation der Erde ist? "Shocking" ist dieser Tage öfter als sonst in den USA zu hören. Dabei schockiert der teilweise Zusammenbruch der Zivilisation wie in New Orleans die Bürger noch mehr als die verheerende Verwüstung von "Katrina", die vermutlich Tausende das Leben und Hunderttausende die Existenz gekostet hat.

Während zahllose Helfer aus dem ganzen Land in die Katastrophenregion strömen, um das Leid zu mindern, gibt es natürlich auch Kritik. Hat die Regierung versagt? In gewissen Bereichen sicherlich. Aber das darf jetzt nicht die entscheidende Frage sein. Diese Diskussion kann und muß später geführt werden.

Jetzt geht es darum, wie man den Menschen und Amerika bei der Bewältigung dieser Katastrophe helfen kann. Während noch Tausende im Superdome ohne Wasser und Verpflegung litten, erklärte sich eine sechsstellige Zahl von Bürgern in den ganzen USA bereit, Opfer kostenlos aufzunehmen und zu versorgen, bis diese wieder Boden unter den Füßen haben.

Das ist der wahre Geist, auf dem die Vereinigten Staaten aufgebaut sind, nicht die anarchischen Auswüchse, die wir zuletzt in New Orleans erlebt haben.