Ich verstehe diese ganzen Diskussionen über die Kosten der Impfung nicht. Sollen die Menschen doch ihre Impfung selbst bezahlen, es geht doch um die Gesundheit des Einzelnen. Da sollte doch nicht eine Diskussion über die Kosten im Vordergrund stehen. Die Leute fahren in Urlaub, haben Autos et cetera und wollen die paar Euro für diese außergewöhnliche Situation nicht bezahlen? Für eine vorbeugende Maßnahme? Unverständlich! Alternativ dazu braucht man sich ja nicht impfen zu lassen.

Wolfgang Kany, Hamburg

Sehr geehrter Herr Kany,

die Schweingrippe grassiert weltweit, und Sie wählen bei der wichtigen Diskussion um die Impfkosten einen Ansatz, der auf den ersten Blick Charme hat. Tatsächlich gibt es ein seltsames wie gewachsenes Missverhältnis. In vielen Lebenslagen sind wir bereit, für zusätzliche Risiken gegen höhere Gebühren zusätzliche Versicherungen abzuschließen. Ein klassisches Beispiel sind da die Kfz-Versicherungen, bei denen der Versicherte zwischen Teil- und Vollkasko wählen kann.

In der Krankenversicherung hingegen fordern wir alle allzu schnell die Vollkasko-Mentalität. Einen Rundum-Schutz zu möglichst niedrigen Sätzen und ohne Ansehen der Person. Da wagen sich moderne Menschen in vielen Lebensbereichen in Gefahr, etwa bei Reisen. Da kann es gar nicht gefährlich genug zugehen - ob Skilaufen, Bungee-Jumping oder noch tollkühnere Freizeitvergnügen. Wenn dann etwas schiefgeht, zahlt die Versicherung und damit die Solidargemeinschaft. Ich bin wie Sie für eine grundsätzliche Debatte, welche Kosten der einzelne Bürger tragen muss und welche die Solidargemeinschaft, also die Gesellschaft, tragen sollte.

Bei der Schweinegrippe aber kann meines Erachtens nur die Solidargemeinschaft die Kosten übernehmen, denn es handelt sich dabei nicht um irgendein Alltags-Virus, sondern um eines von medizinischer Brisanz, das jeden treffen kann. Nun geht es darum, mit einer Impfung die Ausbreitung der Krankheit zumindest zu verlangsamen. Würde die Impfung, deren Kosten pro Patient 28 Euro nicht übersteigen sollen, nicht finanziert, würden vermutlich viele auf diesen Schritt verzichten. Doch jeder, der sich aus Geldersparnis nicht impfen lässt, ist ein potenzieller Virusverbreiter mehr. Der Staat hat hier eine Fürsorgepflicht für die Bürger, und die muss er sehr ernst nehmen. So betrachtet ist der jetzt gefundene Kosten-Kompromiss - für die Hälfte der Versicherten zahlen die Kassen, sollten mehr Bürger eine Impfung begehren, würden Bund und Länder mit Steuermitteln einspringen - nur konsequent. Sollte die Massenimpfung die Kassen finanziell überstrapazieren, bekommen wir ohnehin die notwendige Diskussion, was uns unsere Gesundheit wert ist - und welche Kosten wir in Zukunft selbst zu tragen bereit sind.

Herzliche Grüße

Matthias Iken