Hallo Claus Strunz,

ein interessanter Gedankengang, den Sie auf Seite 2 im gestrigen Abendblatt ausführen. Hoffentlich wird der auch in Berlin gelesen. Dann könnte sich "Super-Guido" mal mit seinen tollen neoliberalen Wirtschaftsgedanken beweisen und bei der nächsten Wahl für den Stand von mehr als fünf Millionen geschönten Arbeitslosen endlich die Quittung bekommen. Vielleicht wird er dann ein wenig leiser.

Herzliche Grüße

Peter Endert

Lieber Herr Endert,

Westerwelle als Superminister für Wirtschaft und Finanzen, weil er vor allem wegen dieser Kompetenz gewählt wurde und diese Ressorts in der Krise besonders wichtig sind - es freut mich, dass Sie sich so intensiv (und süffisant) mit meinem Gedankengang beschäftigt haben.

Offenbar sind Sie weder ein Freund von Westerwelle als Person, noch mögen Sie sein politisches Programm. Mit ziemlicher Sicherheit gehören Sie mit dieser Haltung sogar zur Mehrheit der Deutschen. Aber so ist das nun mal in einer Demokratie, in der Koalitionen auf Zeit geschmiedet werden können. Lassen wir also doch "Super-Guido", um in Ihrem Sprachduktus zu bleiben, erst einmal zeigen, was er kann. Wir werden ihm dabei genau auf die Finger sehen und ihn an seinen Versprechen messen. In vier Jahren ziehen wir dann gemeinsam Bilanz. Ist sie schlecht, dann wird er wieder abgewählt. Diese Quittung stellen die Bürger aus.

Nun wird verhandelt, wer welche Posten bekommt, das ist normales Prozedere. Aber: Aus der Macht-Konstellation des überwältigenden Sieges der FDP wird dies nun doppelt spannend.

Ob Westerwelle am Ende das traditionelle Amt des Außenministers einnehmen wird oder ob er tatsächlich Superminister für Wirtschaft und Finanzen wird? Letztlich wird auch das taktisch entschieden werden. Dass der Chef selbst dahin geht, wo es am gefährlichsten ist, wird ihm in Berlin kaum jemand raten. Machtpolitisch besser dran ist schließlich der, der im Falle schlechter Bilanzen den Wirtschafts- und Finanzminister austauschen kann. Übernimmt er das Amt selbst, gebührt ihm Anerkennung - selbst von seinen Gegnern.

Herzlichst

Ihr

Claus Strunz