"Die Stimme ist der Träger der Persönlichkeit", sagt Marc Aisenbrey. "Für Schauspieler ist es eine große Herausforderung, sie richtig einzusetzen, wenn sie in andere Rollen schlüpfen." Der Germanist, 42, ist Professor für Sprechbildung an der Hochschule für Musik und Theater (HFMT) in Hamburg. "Es geht aber nicht um Rhetorik oder Logopädie, sondern darum, einen künstlerischen Anspruch umzusetzen", erklärt er. "Das, was ein Schauspieler auf der Bühne sagt, muss glaubhaft sein." Dazu gehöre nicht nur, den Text auswendig wiederzugeben, sondern ihn an Emotionen zu koppeln, die vor allem durch den Einsatz der Stimme transportiert werden. "Meine Studenten müssen den Mut finden, Texte zu werten und Töne für die damit verbundenen Emotionen zu finden."

Für Schauspielstudenten ist die Sprechbildung ein Hauptfach, aber auch Studenten mit Fachrichtung Gesang und Schulmusik lernen bei dem 42-Jährigen. "Schließlich müssen auch Sänger eine belastbare Stimme haben, damit sie ohne Mikro sprechen und singen können und dabei nicht heiser werden", erklärt Aisenbrey.

Mit seinen Studenten pflegt Marc, wie sie ihn nennen, ein vertrautes Verhältnis. "Die Arbeit ist relativ intim, man arbeitet mit dem Körper" erklärt er. "Es geht dabei um Atmung ebenso wie um Befindlichkeiten und Emotionen, deshalb ist Vertrauen die Basis für den Erfolg." Und wann war seine Arbeit erfolgreich? "Wenn auch Tante Sophie den Kleist versteht", sagt er und lacht.