Landwirtschaftsminister Gerd Lindemann unterstützt den möglichen Umbau der LVA Echern. Allerdings gibt es noch Lücken in der Finanzierung.

Echem. Erstmalig besuchte Landwirtschaftsminister Gerd Lindemann (CDU) in Begleitung von Kammerpräsident Arendt Meyer zu Wehdel die Lehr- und Versuchsanstalt für Tierhaltung (LVA). Es war eine Demonstration der Einigkeit. Kein Blatt Papier passte zwischen Minister und Kammerpräsident, wenn es um die Notwendigkeit des Ausbaus der LVA zu einem "modernen Bildungszentrum für nachhaltige Landwirtschaft geht", so Lindemann.

Im Sommer 2010 beschloss der Vorstand der Landwirtschaftskammer Niedersachsen (LWK) die überbetriebliche Ausbildung im Bereich Rind und Schwein zusammenzuführen. Dazu soll ein modernes Bildungszentrum für Niedersachsen am Standort Echem entstehen. 2013 soll dann es seinen Betrieb aufnehmen.

Die Zustimmung des Ministers gleicht einem warmen Regen, denn seit Monaten steht die Kammer wegen des geplanten LVA-Umbaus unter Beschuss der regionalen Öffentlichkeit (die Rundschau berichtete). Massiv wurde Kritik am Umfang der zu erwartenden Schweinhaltung, den anfallenden Güllemengen als auch dem Standort selbst laut. Letztlich hatte der Protest sogar Erfolg, denn die Kammer lenkte ein und war zu Kompromissen bereit.

Bei seinen Besuch in der LVA Echem nahm Lindemann Stellung zum niedersächsischen Tierschutzplan und der Versuchsanstalt. "Wichtig ist es, diesen in die Jahre gekommenen Ausbildungsort der modernen Tierhaltung zu öffnen. Ein erhebliches Problem, das wir heute in der Landwirtschaft haben, geht auf ein falsches Stallmanagement zurück, das zu massiven Tierschutzproblemen führt", so Lindemann.

In Windeseile hat sich die LWK Hannover auf den neuen Tierschutzplan des Landwirtschaftsministeriums eingelassen. Die Tierhaltungsanlagen würden im regelmäßigen Dialog mit dem Ministerium entwickelt und die Anforderungen des aufgestellten Tierschutzplans berücksichtigt, heißt es seitens der LWK. Danach werden umstrittene Praktiken wie die immer noch in Deutschland übliche betäubungslose Kastration von Ferkeln ebenso wie das Kopieren, sprich Abschneiden ihrer Schwänze, ab 2015 beziehungsweise 2016 verboten werden.

"Stallanlagen und Einrichtungen werden so flexibel ausgelegt, dass Neuerungen der Tierhaltung rasch in den Ausbildungsbetrieb integriert werden könnten", versprach LWK-Präsident Arendt Meyer zu Wehdel.

Jetzt gelte es, die Finanzierung zu sichern. Im Fördermittelverfahren wurde das Vorhaben im August 2010 angezeigt. Zu der Zeit wurden die Gesamtkosten mit 12,3 Millionen Euro beziffert. Der Ausbau wird jedoch teurer als bisher bekannt. Nach Informationen der Grünen steigen die Baukosten von zwölf Millionen Euro auf 20 Millionen Euro.

"Für die Finanzierung sind Fördemittel beim Bundesinstitut für Berufsbildung/BIPP (60 Prozent) und beim Niedersächsischen Kultusministerium (30 Prozent) beantragt. Die Landwirtschaftskammer selbst wird Eigenmittel in Höhe von cirka zehn Prozent einbringen. "Ein vom BIBB bestellter unabhängiger Gutachter stellt derzeit in einer ersten Prüfungsphase den Bedarf feststellt", sagt LWK-Direktor Jürgen Otzen. Geprüft würden Ausbildungszahlen und Ausbildungsplätze.

Konkret sprach Meyer zu Wehdel für 2010 von 1575 Teilnehmern, die an 8070 Teilnehmertagen die Lehrgänge absolvieren. "Im Grundlehrgang Schweinehaltung hat sich die Teilnehmerzahl von 2006 bis 2010 um zwölf Prozent erhöht" so der Präsident. Er spricht von nachhaltig hohen Ausbildungszahlen in der niedersächsischen Landwirtschaft. Der Rundschau liegen LWK-Zahlen vor, wonach die Ausbildungszahlen im Bereich "Landwirtin/Landwirt" im Zeitraum 2004 bis 2009 von 1319 auf 1757 gestiegen sind. Für 2010 registriert die LWK einen Rückgang im Ausbildungsberuf zum Landwirt um 2,5 Prozent auf 1713 Azubis.

Noch allerdings fehlt die Zustimmung des Kultusministers, sich am Neubau der LVA zu beteiligen. Lindemann und von Wehdel sind sich einig: "Minister Althusmann muss überzeugt werden, dass die Bildungseinrichtung notwendig ist und er investiert." Die Kammer steht unter Druck, denn die Förderbedingungen für den Bau sind zeitlich begrenzt. Teilweise finanziert wird die Anlage im sogenannten Ziel-1-Gebiet (gelten als wirtschaftlich deutlich hinterm EU-Durchschnitt zurück) mit Geldern aus dem BIBB.

"Nach 2013 müssen wir als Land in die Verantwortung treten", sagt Lindemann. 60 Prozent der Gesamtfördersumme übernimmt das Bundesinstitut. Verweigert das Kultusministerium seine Beteiligung, sinkt die Fördersumme entsprechend. "Erst wenn alle Mittel genehmigt sind und der Gutachter grünes Licht gegeben hat kann die Bauantrag eingereicht werden", so Otzen.