Ein Landwirt muss einen fünfstündigen Einsatz zahlen. Er hatte Mais geerntet und die Kreisstraße bei Echem total verdreckt.

Echem. Robert Ruth ist verärgert: "Das war schlimm. So massiv hatten wir das noch nie." Der Chef des kreiseigenen Betriebs für Straßenbau und -unterhaltung kritisiert das Verhalten eines Bauern scharf, der am vergangenen Sonntag für einen mehr als fünfstündigen Einsatz von vier Ortsfeuerwehren und sieben Mitarbeitern des kreiseigenen Betriebs auf der Kreisstraße Scharnebeck-Echem gesorgt hatte. Sie mussten die mit einer zentimeterdicken Lehmschicht bedeckte Fahrbahn mühsam reinigen.

"Ein Landwirt hatte das ganze Wochenende über und auch nachts Mais mit großen Maschinen geerntet. Mit diesen wurde die Ernte über die Kreisstraße nach Echem abgefahren. Und weil die Felder noch nass waren, wirbelten die mächtigen Reifen der Fahrzeuge Lehm und Erde auf den Asphalt", sagt Ruth. Der Schmutz habe wie extremes Glatteis gewirkt, ein Motorradfahrer sei nach Ruths Informationen sogar auf der verschmierten Fahrbahn gestürzt. "Selbst unsere großen und schweren Fahrzeuge konnten kaum fahren, maximal zehn Kilometer in der Stunde." Es sei pures Glück gewesen, dass nichts Schlimmeres passiert ist, denn die Kreisstraße sei wegen ihres schlechten Zustandes ohnehin ein gefährlicher Unfallschwerpunkt. "Das Verhalten des Bauern war unverantwortlich. Er hätte die Situation verhindern können, indem er zwischendurch immer wieder die Straße gereinigt hätte. Aber so kam von Tour zu Tour immer mehr Dreck auf die Fahrbahn, weil er die Priorität auf die Erntearbeit gesetzt hatte."

Obwohl Landwirte bei der Ernte unter Stress stünden, stehe die Sicherheit dennoch über allem, sagt Wolf Winkelmann, Geschäftsführer des Bauernverbandes Nordostniedersachsen in Lüneburg. "Ganz klar, die Betriebe haben darauf zu achten, dass die Straßen gereinigt werden. Wenn das nicht sofort möglich ist, dann muss es aber später unbedingt nachgeholt werden. Die meisten kümmern sich auch darum." Die starke Verunreinigung in Echem sei ein Einzelfall und kein Spiegelbild für die Landwirtschaft. "Zumal in jedem Jahr zur Rübenernte im Herbst informiert wird. Jeder Fahrer von landwirtschaftlichen Maschinen und jeder Bauer weiß daher genau, dass er nach der Erntearbeit wieder aufräumen muss."

Darauf weist auch Robert Ruth mit Nachdruck hin, damit sich ein Vorfall wie in Echem künftig nicht wiederholt. Damit nicht genug. "Wir werden den Einsatz unserer Mitarbeiter dem Verursacher in Rechnung stellen, Schadensersatz von ihm fordern", sagt er. Das könnte unter Umständen eine erhebliche Summe für den Bauern werden. "Sonntagsdienst für die Leute plus die entsprechenden Zuschläge sowie der Einsatz unserer Fahrzeuge und Maschinen müssen bezahlt werden", sagt der Leiter des kreiseigenen Betriebes.

Auch die Samtgemeinde Scharnebeck wird den Landwirt voraussichtlich zur Kasse bitten für den stundenlangen Einsatz der Ortswehren aus Echem, Scharnebeck, Artlenburg und Hohnstorf/Elbe. Ordnungsamtsleiter Ralf Hausknecht sagt, die Höhe könne jedoch erst berechnet werden, wenn der Einsatzbericht der Brandschützer vorliege. Zudem prüfe die Verwaltung, ob eine Ordnungswidrigkeit begangen wurde. Als Grundlage dienen laut Hausknecht die Straßenreinigungssatzung der Samtgemeinde und das niedersächsische Straßengesetz. In beiden ist geregelt, dass Landwirte dafür zuständig sind, saubere Straßen nach der Arbeit zu hinterlassen.

Wenig erbaut über den sonntäglichen Einsatz seiner Leute ist Kreisbrandmeister Torsten Hensel. "Das Reinigen von Straßen ist nicht unsere Aufgabe", sagt er. Doch es wäre nicht galant gewesen, wenn das Amtshilfeersuchen des kreiseigenen Betriebes von der Feuerwehr abgelehnt worden wäre. "Wir haben schon so viele Aufgaben. Da müssen Feuerwehrleute nicht sonntags auch noch fünf Stunden Straße fegen. So wird es immer schwieriger, sie für den ehrenamtlichen Dienst zu motivieren", so Hensel. Bei solchen Einsätzen wie in Echem sei das Maß voll, sagt er.

Mit Schippe, Besen und Strahlrohr waren die Brandschützer ausgerückt, um die Straße von der zentimeterdicken Kleieschicht zu befreien. Feuerwehrsprecher Alfred Schmidt berichtet, dass die Tanklöschfahrzeuge im Pendelverkehr zwischen Echem und Scharnebeck fuhren, unterstützt von Landwirten mit zwei jeweils 16 000 Liter fassenden Gülleanhängern, um Wasser für die Reinigung heranzuschaffen. Zwei Kehrmaschinen halfen der Feuerwehr überdies.

An dem nahe der Straße fließenden Fluss Neetze bauten die Einsatzkräfte mit einer Tragkraftspritze eine feste Wasserversorgung auf. So konnten dann bis zu sechs Strahlrohre gegen den matschigen Lehm eingesetzt werden, so Schmidt. Beim Reinigen der Straße habe nach den Worten von Robert Ruth auch der Verursacher geholfen. Und der müsse in diesen Tagen nochmals ran. "Es ist noch eine dünne Lehmschicht auf der Straße. Wenn es zu regnen beginnt, wird die durch Nässe noch einmal gefährlich glatt", sagt Ruth.