Die Standortfrage steht nun im Mittelpunkt der Diskussion. Aber die Pläne der Landwirtschaftskammer stoßen auf Ablehnung

Echem. In Echem spitzt sich die Diskussion um den Bau einer geplanten Schweinemastanlage zu. Ein Streit um den von der Landwirtschaftskammer (LWK) Hannover favorisierten Standort kündigt sich an. Während die Kammer den Bau von Ställen für über 3000 Mastschweine, Sauen und Ferkel in unmittelbarer Nachbarschaft der Lehr- und Versuchsanstalt (LVA) favorisiert, drängen Kommunalpolitiker und Bürger auf eine Verlegung der Ställe in den Außenbereich. Sie fürchten die Emissions-Belastung.

"Die Schweineställe sollen nicht vor unsere Haustüren kommen", sprach eine Anwohnerin im Namen vieler Echemer Bürger. Bis zur nicht öffentlichen Gemeinderatssitzung am 15. September werden Mitglieder des Echemer Gemeinderats Fragen, Anregungen und Bedenken der Bürger zusammentragen und an den Vorstand der LWK weiterleiten. Dies teilten Bürgermeister Laars Gerstenkorn (CDU) und der SPD-Fraktionschef im Gemeinderat, Rolf Peters, auf einer Informationsveranstaltung im Vereinsheim des FC Echem mit. Zudem erläuterten sie den anwesenden Bürgern erste Einzelheiten zum Bau der Anlage.

Ob es Laars Gerstenkorn, Rolf Peters und der SPD-Landtagsabgeordneten Andrea Schröder-Ehlers als ständige Teilnehmer des in unregelmäßigen Abständen stattfindenden Runden Tisches gelingen wird, die Kammer von einem Standortwechsel zu überzeugen, ist fraglich. Hatte doch Kammer-Präsident Arendt Meyer zu Wendel erst vergangnen Freitag Rolf Peters wissen lassen: "Wenn wir dort nicht bauen, dann gar nicht."

Kammersprecher Walter Hollweg: "Die Planungen sind darauf ausgerichtet, dass die Erweiterung der LVA dort stattfindet, wo auch die LVA steht. Planungsänderungen würden den Bau verteuern und sind unter tiergesundheitlichen Aspekten nicht sinnvoll. Durch Personal und Auszubildende könnten auf dem Weg von der LVA hin zu den entfernten Schweineställen trotz Hygieneschleusen Keime in die Ställe gelangen, die die Tiere gefährden." Darüber hinaus müssten die angehenden Landwirte, die während ihrer Ausbildung eine Woche in der Versuchsanstalt verbringen, durch zusätzliche Wege belastet, wenn die Mastanlage außerhalb Echems gebaut würde. Untergebracht sind die Auszubildenden in einem der LVA angeschlossenen Internat.

Die Baukosten der Mastanlage werden zurzeit mit rund zwölf Millionen Euro kalkuliert. Der Finanzierungsplan sieht Bundesmittel in Höhe von 60 Prozent, Landesmittel von 30 Prozent und Eigenmittel der Kammer von zehn Prozent vor. Bisher stellte die Kammer zur Einwerbung der Zuschüsse eine Förderanzeige. Damit seien Veränderungen hinsichtlich konkreter Bauplanungen jedoch nicht ausgeschlossen, so Walter Hollweg.

Mit konkreten Vorschlägen informierte Eckehard Niemann von der Arbeitsgemeinschaft bäuerliche Landwirtschaft (AbL) die Bürger: "Ich glaube, dass sie gute Chancen hätten, die Anlage zu verhindern." Das wisse auch die Kammer, deren Präsident sich auffällig in der Angelegenheit engagiere.

Er riet den Bürgern, sich während der öffentlichen Erörterung einzubringen. "Jeder kann Einwendungen machen, egal ob er aus Echem oder Lüneburg kommt, egal ob er Landwirt ist oder nicht."

Brigitte Heidelmann (SPD), Mitglied im Rat der Samtgemeinde Scharnebeck, sprach den Gästen der Infoveranstaltung aus der Herzen, die mehrheitlich den Erhalt der des LVA-Standorts befürworten: "Man muss versuchen, die LVA zu halten, aber nicht vor Ort." Der Erweiterungsbau gehöre in die Nähe der Bahn in Richtung Scharnebeck. Darüber hinaus stellte sich mancher die Frage, ob nicht eine kleinere Zahl von Ausbildungsställen ausreiche und wie attraktiv eine alternative Schweinehaltung auf Stroh sei.

Dafür warb Eckehard Niemann. "Wir können eine artgerechte Haltung, die weniger stinkt und zukunftsträchtig ist, hier installieren." Um dass zu prüfen, riet er den Teilnehmern des Runden Tisches, verschiedene Organisationen anzuhören.

Die landwirtschaftliche Sprecherin der SPD-Landtagsfraktion, Andrea Schröder-Ehlers, prognostizierte einen schwierigen Prozess: " Für jeden einzelnen ist es wichtig, sich einzubringen und zu drängen, damit nichts passiert, was man später nicht möchte." Der Abend machte deutlich: Der Einsatz um einen neuen Standort der Schweinemastanlage ist eine gemeinschaftliche Aufgabe, die Rat und Bürger begreifen müssen.