Dem Viertel fehlen die Impulse-vor allem für Studenten. Voller Neid blicken Harburgs Politiker auf die Entwicklung der Veddel und Wilhelmsburg.

Harburg. Eigentlich bietet das Phoenix-Viertel alles, was sich Studenten von einem attraktiven Wohnviertel wünschen. Eigentlich. Denn wie berichtet, kommt Harburg bei den Studierenden der Technischen Universität als Wohnstandort nicht gut weg. Zu schmuddelig, zu teuer und zu wenige attraktive Geschäfte, heißt es unter anderem in der Umfrage der Universität.

Und bislang haben Politik und Verwaltung nicht viel getan, um diesem Image abzuhelfen. Dabei gab es bereits in den vergangenen Jahren Vorstöße, studentisches Wohnen zu fördern. "Da gab es immer mal wieder Ansätze, unter anderem von der Stadterneuerungs- und Stadtentwicklungsgesellschaft, steg, die diskutiert wurden", sagt Enno Isermann, Sprecher der Behörde für Stadtentwicklung und Umwelt. "Die Politik hat man aber leider nicht ins Boot geholt. Dann hätten wir vielleicht schon längst etwas bewegen können", sagt Jürgen Heimath, Vorsitzender der SPD-Fraktion in der Bezirksversammlung. Wie andere Ortspolitiker auch schaut er neidisch auf Wilhelmsburg und Veddel. Im Rahmen von Förderprogrammen für studentisches Wohnen in Zusammenarbeit mit der Wohnungsbaukreditanstalt, dem Studentenwerk, Saga GWG und weiteren Vermietern wurden dort - seit 2006 in Wilhelmsburg und bereits seit 2004 auf der Veddel - gezielt Studenten angesiedelt. Ein subventioniertes WG-Zimmer ist dort für monatlich 178 Euro zu haben. Das hat sich schnell herumgesprochen in Studi-Kreisen. 214 Studierende leben bereits auf der Veddel, 279 wohnen in Wilhelmsburg, dort hauptsächlich im Reiherstiegviertel. Hier, an Veringstraße, Mannesallee, Sanitastraße, Fährstraße, Vogelhüttendeich, Weimarer Straße und Georg-Wilhelm-Straße, haben Saga und GWG rund 1000 Wohnungen.

Von Terra Incognita zum Latte-Macchiato-Kiez

Wer sich jetzt um eine Studentenbude bemüht, hat Pech. "Die Kapazitäten sind ausgeschöpft. Zurzeit rückt nur noch jemand nach, wenn einer wegzieht", so Behördensprecher Isermann. Für ihn gelten die Förderprogramme als Erfolgsmodell. Denn Ziel der Finanzspritzen war es nicht nur, dem Akademikernachwuchs billigen Wohnraum zu organisieren, sondern die Bevölkerungsstruktur in jahrelang vernachlässigten Quartieren neu zu durchmischen. Besonders auf der Veddel sah man Handlungsbedarf. Von den 5000 Hamburgern, die hier wohnen, sind 70 Prozent Migranten. Jeder dritte Bewohner ist auf Hartz IV angewiesen. Unter dem Motto "von Terra Incognita zum Latte-Macchiato-Kiez" zogen Cafés, Galerien, Friseure und Bäckereien ins Quartier. "Es gibt neue Impulse", sagt Isermann. - Eben genau das, was man sich erhoffte.

Doch auch das Phoenix-Viertel gilt als jahrelang vernachlässigtes Quartier. Ebenso wie auf der Veddel leben viele Harburger von Transferleistungen. Hier wünschen sich viele Politiker ebenfalls lebendigere Strukturen. "Dazu könnten Studenten beitragen, ganz klar", sagt Daniel Boedecker vom Stadtteilbüro des Sanierungsträgers steg. "Das ist eine politische Entscheidung, die vorangetrieben werden müsste", so der steg-Mitarbeiter. Entsprechende Bemühungen würden sogar auf fruchtbaren Boden fallen. "Hier wird schon fleißig an Studenten vermietet." Denn das Angebot - meist Zweieinhalb-Zimmer-Wohnungen - sei gut für Studi-Wohngemeinschaften geeignet. Allerdings: "Den großen Leerstand haben wir nicht." Es mache daher Sinn, "dass sich die Bezirksverwaltung schlau machen würde, wie dringend der Bedarf bei den Studenten denn nun wirklich ist."

Da hapert es etwas - Harburgs GAL-Fraktion hatte bereits im April dieses Jahres im Rahmen eines Antrags die Verwaltung darum gebeten, zu prüfen, ob studentisches Wohnen durch ein Förderprogramm im Phoenix-Viertel möglich gemacht werden könne. Bislang ohne Ergebnis. "Das wird noch ermittelt", sagt Behördensprecherin Beatrice Göhring.

CDU setzt eher auf studentisches Wohnen im Binnenhafen

Während die GAL laut dem Bezirksversammlungsabgeordneten Kay Wolkau auf jeden Fall an dem Thema dranbleiben will, geht es SPD-Fraktionschef Heimath viel zu schleppend. "Da wird seit Jahren nur herumschwadroniert. Wir versuchen nun auf Bürgerschaftsebene, etwas zu bewegen."

Die CDU setzt eher auf studentisches Wohnen im Binnenhafen - wie das gehen soll, ist jedoch noch nicht klar. "Wir sind in Gesprächen mit potenziellen Investoren", so Rainer Bliefernicht, stellvertretender Fraktionsvorsitzender der CDU in der Bezirksversammlung. Dem Christdemokraten schwebt da ein Wohnheim vor. "Kein 08/15-Plattenbau, das soll schon schick werden", so Bliefernicht.

Doch laut steg-Mitarbeiter Boedecker müsste sich da an noch ganz anderer Stelle etwas bewegen. "Viele Studenten sagen, Harburg weise ein erdrückendes Kleinstadtmilieu auf. An diesem Nimbus kann man mit millionenschwerer Wohnbauförderung im Phoenix-Viertel auch nichts ändern."