Der letzte Großmieter geht aus dem fast leeren Haus am Ring. Gewinner sind die Arcaden

Harburg. Raus aus dem Harburg Center, rein in die Harburg Arcaden. Das Postbank Finanzcenter wird mit allen Bank- und Post-Dienstleistungen in der zweiten Jahreshälfte 2011 den Standort wechseln. Damit wird die Post nach zehn Jahren gewissermaßen an ihren alten Sitz, Harburger Rathausstraße/Deichhausweg, zurückkehren. Die Harburg Arcaden, die sich derzeit mit einer Fußgängerbrücke vom Harburger Ring einen zusätzlichen, neuen Zugang verschaffen, um das bislang wenig genutzte Obergeschoss zu beleben, dürften mit Post und Postbank einen Volltreffer landen, denn Kundenzulauf müsste nun sicher sein und weitere Ladenmieter nach sich ziehen. Arcaden-Manager Sascha Twesten: "Wir haben im kommenden Jahr einiges vor. Für neue Geschäfte wird umgebaut."

Pech aber für Hans-Dieter Lindberg (70), den Miteigentümer des weitgehend leer stehenden Geschäftshauses Harburg Center am Harburger Ring 6. Mit der Post verliert er nun auch den letzten großen Mieter im Haus. Übrig bleiben dann Klaus Limbach mit seinem Lotto- und Tabakladen und das nur noch teilweise genutzte 320 Stellplätze zählende Center-Parkhaus. Lindberg kündigt trotz allen Niedergangs für kommendes Jahr einen Neuanfang für das Center an.

Für den Standortwechsel des Harburger Postbank Finanzcenters sind nach Angaben von Oliver Rittmaier, Sprecher für das Postbank Filialnetz in Deutschland, die Würfel gefallen. "Wir wollen in der zweiten Jahreshälfte 2011 in den Harburg Arcaden eine moderne Bankfiliale eröffnen, die auch weitere Postdienstleistungen bietet." Bundesweit läuft für die Postbank Finanzcenter das Projekt "Filiale im Wandel". Rittmaier: "Die Postbank will ihr Erscheinungsbild als Bank stärken." In Hamburg sind nördlich der Elbe bereits die ersten Filialen umgewandelt, im Süden wäre die neue Filiale in den Arcaden der Vorreiter.

Hans-Dieter Lindberg ist als Geschäftsführer der "Ring Galerie Harburg GmbH & Co. KG" - Teilhaber sind laut Lindberg Familienangehörige - mit der Verwaltung der Geschäftshäuser Harburger Ring 2 und 6 befasst. Beide Immobilien, das Harburg Center trägt die Hausnummer 6, stehen links und rechts des heruntergekommenen Fußgängertunnels zwischen Seevepassage und Lüneburger Straße.

Lindberg hatte früher angekündigt, er verhandle mit Großmietern für das Harburg Center und er werde zeitgleich mit dem Phoenix Center am 29. September 2004 eröffnen. Daraus wurde nichts. Und auch die weitere Planung einer "Ring Galerie", mit Glas- und Stahlbauten zu beiden Seiten des Fußgängertunnels sowie Ansiedlung erstklassiger Geschäfte in der Tunnelmall und dem Harburg Center kamen nach einem im Mai 2007 vom Bezirksamt verhängten Baustopp nicht zu Stande.

Die Hintergründe des Baustopps und letztlich auch der geplatzte öffentlich-rechtliche Vertrag zur gewerblichen Nutzung des öffentlichen Tunnelgrundstücks waren in Folge bereits Gegenstand von Gerichtsverhandlungen. Das Gericht hatte beiden Seiten eine gütliche Einigung vorgeschlagen. Inzwischen sieht es so aus, dass das Bezirksamt wegen erneut verstrichener Fristen keine Chancen für eine gütliche Einigung mehr erkennt.

Lindberg hat seinen Traum von einem Geschäftsblock mit Harburg Center und Tunnelmall indes nicht aufgegeben. Er spricht von einem beauftragten professionellen Entwickler, der die Nutzungsmöglichkeiten der Immobile untersucht und in dem Zusammenhang geeignete Mieter zusammenbringt. Lindberg: "2011 ist es soweit." Seine Ansage: "Es muss ein starkes Angebot geschaffen werden, um Besucher des Phoenix Centers in die Innenstadt zu führen." Dass der schmuddelige Fußgängertunnel gemäß eines SPD-Antrags in der Bezirksversammlung nun für eine Zwischennutzung aufbereitet werden soll, wird von Lindberg begrüßt.

Und auf die Frage, warum er sich im Alter von 70 Jahren mit so viel Streitigkeiten belastet, gesteht er ein: "Ich habe deutlich zu viele Jahre da hineingesteckt." Es könnte sein, dass Lindberg - sofern ernst zu nehmende Angebote auf den Tisch kommen - die Immobilien verkauft.