Blair reist zu Bush. Australien: Briten und USA sollen im Irak die Regierung übernehmen.

Washington. Während ein Ende des Irak-Krieges noch nicht abzusehen ist, beginnen bereits weltweit Überlegungen, wie das Land nach dem Krieg aussehen soll. Mit diesem Thema werden sich US-Präsident George W. Bush und der britische Regierungschef Tony Blair bei ihrem gestern Abend begonnenen Treffen in Camp David beschäftigen. Die UNO-Hilfsorganisationen wurden von Generalsekretär Kofi Annan zu einer Krisensitzung in New York zusammengerufen. Während Frankreich für den Wiederaufbau eine starke Rolle der UNO forderte, will Australien, dass die USA und Großbritannien zunächst die Regierung übernehmen. Ministerpräsident John Howard sagte, die Uneinigkeit im Weltsicherheitsrat habe gezeigt, dass die Organisation möglicherweise nicht geeignet sei, eine Nachkriegsverwaltung aufzustellen. Diese Ansicht habe er auch Bush und Blair übermittelt, die bei einem Treffen in Camp David über den Wiederaufbau Iraks beraten wollten. Eine Einladung zu dem Treffen lehnte er ab, da er Australien nicht verlassen wollte, so lange Soldaten des Landes im Krieg kämpfen. Australien ist mit 2000 Soldaten vor Ort. Frankreich hingegen forderte eine UNO-Resolution für humanitäre Hilfe. Die internationale Gemeinschaft müsse Verantwortung übernehmen und "die Vereinten Nationen dürfen nicht tatenlos bleiben", sagte ein Regierungssprecher. Auch der Sicherheitsrat kam gestern Abend zu einer Dringlichkeitssitzung zusammen. Sie war von den arabischen und blockfreien Staaten beantragt worden. Es war nicht klar, ob eine der beiden Staatengruppen eine Resolution zum Rückzug der Truppen aus dem Irak einbringen würde. Der russische Außenminister Igor Iwanow lehnte eine nachträgliche Legitimation der Invasion ab. Er bezeichnete den Krieg als illegitim. Nur internationale Inspektoren könnten feststellen, ob Irak Massenvernichtungswaffen besitze. Die USA gefährdeten mit ihrer Invasion die gesamte Golfregion. "Ich bezweifle, dass die Demokratie mit Marschflugkörpern durchgesetzt werden kann", sagte Iwanow. Er warnte vor einer humanitären Katastrophe. Der Wiederaufbau Iraks dürfte nach Einschätzung von Wirtschaftsexperten hohe Milliardensummen erfordern, die vermutlich weit über den direkten Kriegskosten liegen werden, die die USA und ihre Partner zu tragen haben. US-Präsident George W. Bush hatte Anfang der Woche beim US-Kongress die Bewilligung von kriegsbedingten Ausgaben in Höhe von 75 Milliarden Dollar beantragt. "Wir wollen ein möglichst schnelles Vorankommen der Diskussionen über humanitäre Hilfe, die im Weltsicherheitsrat geführt werden", sagte Bundeskanzler Gerhard Schröder gestern in Berlin. Daran werde sich Deutschland beteiligen.