In Jordanien sind Zelte und Verpflegung vorbereitet. Auch ein Hamburger ist dort im humanitären Einsatz.

Hamburg. Heftige Schneestürme in Jordaniens Hauptstadt Amman verhinderten gestern Vormittag den Aufbruch zur irakischen Grenze. "Die Straßenverhältnisse waren katastrophal, außerdem konnte man wegen Nebels nur ein paar Meter weit gucken", sagte der Veterinär Dr. Gunther Schramm (44) in einem Funk-Telefonat mit dem Hamburger Abendblatt. "Die 300 Kilometer weite Fahrt wäre Irrsinn gewesen." So will das Trio der Deutschen Welthungerhilfe heute einen erneuten Anlauf starten. Neben Schramm gehören Birgit Zeitler aus Leimen und Rüdiger Ehrler aus Freiburg zu einer speziellen Eingreiftruppe, die in Notfällen kompetent, unbürokratisch und vor allem schnell handeln soll. Via Paris ist Schramm vor drei Tagen von Fuhlsbüttel nach Amman geflogen. Der Job: An der jordanisch-irakischen Grenze Soforthilfe für Kriegsflüchtlinge zu organisieren. Auch wenn die UNO in dieser Region mit bis zu 600 000 Flüchtlingen rechnet, sind bisher noch keine Iraker im 5000-Einwohner-Dorf Rowaished eingetroffen. Auf jordanischer Seite ist die Grenze offen. "Im Gegenteil", so Dr. Gunther Schramm, "haben wir davon Kenntnis, dass die rund 5000 Iraker in Jordanien mehrheitlich in ihre Heimat zurück wollen." Um ihr Land zu verteidigen oder um nach ihren Familien zu gucken. Meinen die Helfer vor Ort. Da sich die Situation indes tagtäglich verändern kann, sind in den beiden Notlagern die Tore offen. Zelte für je fünf bis acht Personen stehen ebenso bereit wie Matratzen, Wolldecken - und natürlich Nahrungsmittel. Die Deutsche Welthungerhilfe hat sich so gut eingedeckt, dass 5000 Flüchtlinge für rund zehn Tage zu essen hätten. Pro Person und Tag wird folgende Ration verteilt: 135 Gramm Hummos (Kichererbsenmus), 135 Gramm Foul (Auberginenpüree), ein Viertel Liter Milch, zwei 1,5-Liter-Flaschen Wasser sowie 800 Gramm Pitabrot. Hinzu kommen spezielle Nahrungsmittel für Babys. Die Planung für den "Tag X", an dem aus dem Irak Flüchtlingsströme nach Jordanien schwappen, laufen seit Monaten. Schon im Januar war Gunther Schramm von Hamburg nach Amman geflogen und von dort weiter ins 70 Kilometer von der Grenze entfernte Rowaished gereist, um gemeinsam mit Hilfspartnern aus Irland und Italien Maßnahmen für den Notfall zu besprechen. Derzeit sind etwa 550 Menschen aus Drittländern aus dem Irak eingetroffen, die bald in ihre Heimatländer ausgeflogen werden. Die meisten von ihnen stammen aus dem Sudan, aus Südafrika, aus Mosambik. Da in Rowaished zahlreiche Journalisten auf Neuigkeiten harren, erwarten die europäischen Helfer eine schlechte Quartierlage in den wenigen Pensionen. "Vorsichtshalber habe ich den Schlafsack am Mann", sagt Gunther Schramm. Die Handy-Verbindung zur Familie in Jesteburg sei dagegen ausgezeichnet. Dort wohnt der gebürtige Uhlenhorster gemeinsam mit seiner Ehefrau und seinen drei Kindern. An der jordanisch-irakischen Grenze kann Schramm weniger sein Wissen als Tropen-Veterinär, sondern mehr seine organisatorischen Talente sowie Erfahrung und Fingerspitzengefühl mit Menschen in Not einsetzen. Diese Fähigkeiten erwarb er bei seinen bisherigen Stationen in Diensten des Deutschen Entwicklungsdienstes und der Welthungerhilfe - etwa in Kenia und jüngst in Süd-Sudan. Kaum zurück in der Heimat, folgte der neue Auftrag. Nun gelte es, den Menschen zu helfen. In Rowaished herrscht die Ruhe vor dem Sturm.