Die heimliche Unterstützung der USA bringt die jordanische Bevölkerung gegen ihren Herrscher auf.

Hamburg. Jeden Freitag, nach dem großen Gebet in der Hussein-Moschee versammeln sich in Amman die Demonstranten. Die jordanische Polizei, bewaffnet mit Knüppeln, Schilden und Helmen, riegelt das Gelände weiträumig ab. Dann beginnen die Sprechchöre: "Mit Herz und Blut kämpfen wir für dich, Saddam." Nur mit Mühe bekommen die Sicherheitskräfte die Demonstranten unter Kontrolle. Der Druck auf König Abdallah II. wächst. Zwar hat seine Regierung erklärt, sich aus dem Konflikt herauszuhalten. Dennoch ist seine Kooperation mit den USA ein offenes Geheimnis. In der Nähe von Ruweischad, einem Wüstenort, 75 Kilometer von der irakischen Grenze entfernt, sind 5000 Amerikaner stationiert. Von hier aus haben sie in den vergangenen Tagen zwei im Westirak liegende Wüstenflugplätze eingenommen - wenngleich die jordanische Führung dies bestreitet. Der junge König sitzt zwischen den Stühlen. Er genießt nicht dieselbe Autorität wie sein Vater Hussein. Bevor Abdallah und seine hübsche Frau, die Palästinenserin Rania Al-Jassin, vor vier Jahren den Königsthron bestiegen, hielt sich der junge Prinz hauptsächlich in den USA und Großbritannien auf, sprach besser englisch als arabisch. Sein Land ist von den USA abhängig. Eine Milliarde Dollar bekommt es jährlich. 400 Millionen schuldet der kleine Wüstenstaat dem mächtigen Freund; ein gutes Drittel wurde gerade im Schnellverfahren gestundet. Seit dem Wochenende hat sich das Verhältnis zum Irak weiter verschärft. Als erstes arabisches Land ließ Jordanien das irakische Botschaftspersonal ausweisen - aus "Sicherheitsgründen", wie es offiziell hieß. Die irakische Führung aber wirft dem Nachbarland vor, auf amerikanischen Druck hin gehandelt zu haben. "Für Jordanien ist die Situation fürchterlich", sagt der Nahost-Experte Michael Lüders. "Es liegt zwischen zwei Konflikten: dem Irak und dem Palästina-Israel-Konflikt." Mehr als die Hälfte der Bevölkerung sind Palästinenser, dazu kommen eine halbe Million Iraker. Von ihnen haben sich rund 1500 bereits auf den Weg nach Bagdad gemacht - um ihre Heimat zu verteidigen. Zwar versucht König Abdallah sein Volk zu beruhigen. "Ich bin einer von euch", rief er unlängst in eine Fernsehkamera. Das aber sehen viele als Lippenbekenntnis. Lüders schließt ein baldiges Ende von Abdallahs Herrschaft nicht aus: "Die Gefahr ist sehr groß, dass das Regime in Jordanien auch dem Irak-Krieg zum Opfer fallen könnte."