Nach Informationen von AI haben irakische Soldaten nahe Wohngegenden militärische Einrichtungen untergebracht. US-Truppen hätten TV-Sendeanlagen beschossen

London/Berlin. Die Menschenrechtsvereinigung amnesty international (ai) sieht im Irak-Krieg Hinweise auf Kriegsverbrechen sowohl durch Irak als auch durch die Invasionstruppen. AI-Völkerrechtsexperte Claudio Cordone kritisierte zudem mutmaßliche Kriegsverbrechen Iraks: Der Organisation lägen Berichte vor, wonach irakische Soldaten Aufständische in der südirakischen Stadt Basra beschossen hätten. Zudem habe Irak militärische Einrichtungen in unmittelbarer Nähe von Wohngegenden und zivilen Institutionen untergebracht. Weiterhin sei es in Zivil gekleideten irakischen Soldaten offenbar erlaubt, Überraschungsangriffe auf die Soldaten der Allianz zu starten. Der in Göttingen ansässigen Gesellschaft für bedrohte Völker liegen eigenen Angaben zufolge Berichte über Massaker vor, die das irakische Heer unter Offizieren und der Zivilbevölkerung in der nordirakischen Stadt Kirkuk begangen haben sollen. Aus zwei voneinander unabhängigen Quellen habe die Organisation am Mittwoch erfahren, dass bereits am Sonntag 62 Offiziere der irakischen Streitkräfte und 16 Zivilisten erschossen worden seien. Die Offiziere sollen der Befehlsverweigerung beschuldigt worden sein, die zwölf Kurden und vier Turkmenen seien wegen angeblicher Sabotage erschossen worden. Zudem kritisierte die Gesellschaft, dass die irakischen Streitkräfte in Kirkuk ihre Luftabwehr auf den Dächern ziviler Einrichtungen installieren würde. "Damit nehmen sie bewusst den Tod von Zivilisten in Kauf", hieß es in der Stellungnahme. Angriffe auf TV-Sendeanlagen etwa, "nur weil diese für Propagandazwecke genutzt werden, sind nicht mit dem internationalen Völkerrecht vereinbar", erklärte die Generalsekretärin von ai-Deutschland, Barbara Lochbihler. Die US-Truppen hätten den Angriff aber damit begründet, dass sie gegen die Informationspolitik der irakischen Regierung vorgehen und die Kontrolle der Regierung über das Land schwächen wollten. Angriffe auf zivile Objekte seien nur gerechtfertigt, wenn diese "nachweislich für militärische Zwecke missbraucht" werde, betonte Lochbihler. An Irak appellierte sie sicherzustellen, "dass militärische Ziele in sicherem Abstand von Wohngebieten liegen". Zivilisten dürften "nicht als 'menschliche Schutzschilde' missbraucht werden". Auch der direkte Angriff auf Zivilisten, wie er irakischen Soldaten in Basra zugeschrieben worden sei, sei ein Kriegsverbrechen.