Seit über 200 Jahren ist der Hase in Deutschland als Symbol für das Osterfest bekannt. Das viel ältere und in der christlichen Tradition sinnhaftere Symboltier für Ostern aber ist das Lamm. Das Osterlamm steht für die unschuldige Hingabe, für das Sterben von Jesus am Kreuz. Im Johannes-Evangelium wird Jesus Christus selbst als Lamm bezeichnet: "Siehe, das ist Gottes Lamm, das die Sünde der Welt trägt." Und der Prophet Jesaja schrieb über den Messias, er leide "wie ein Lamm, das zur Schlachtbank geführt wird".

Junge Lämmer, wehrlos gegen wilde Tiere und den Zugriff des Schlachters, waren schon in der Antike klassische Opfertiere. Im Alten Testament erhält Mose von Gott genaue Anweisungen, wie Opferlämmer zu töten sind. Auch im christlichen Altertum legte man Lammfleisch unter den Altar. Bis zur Mitte des 16. Jahrhunderts gehörte ein Lammbraten zur Oster-Festtafel.

Das Lamm als österliches Symbol spiegelte sich lange in der Kunst. Christus in seiner doppelten Funktion als guter Hirte und als Opferlamm war ein häufiges Motiv frühchristlicher Darstellungen, schon in den römischen Katakomben: ein strahlend weißes Lamm als Symbol des Todes und der Auferstehung. Ende des 17. Jahrhunderts jedoch verbot das Konzil zu Trullo, Christus als Lamm darzustellen. Es verschwand - kurz darauf begann im Westen der Siegeszug des Osterhasen.

(L. Simmank, epd)