Lange habe ich versucht, Auferstehung zu deuten. Das leere Grab: War das so? Jesus Christus, gestorben für unsere Sünden: Wie kann ich mir das vorstellen? Glaube ich das? Historische, symbolische Deutungsversuche, immer wieder, denn diese biblischen Geschichten sind so eigen, daß sie mich herausfordern.

Immer mehr zeigt sich mir eine andere Seite. Nämlich daß es darum geht, mich in das Geschehen von Ostern hineinzubegeben, mich einzulassen auf ein Verstehen des Herzens. Es beginnt bei der Feier des Gottesdienstes in der Osternacht; der Weg von tiefer Dunkelheit zum immer heller werdenden Licht. Ich lasse Sinneseindrücke, Lieder, Texte, Musik wirken und mich mitnehmen in etwas, das größer ist als ich. Und da erahne ich ihn, diesen Gott, der mitgeht, der mich nie allein läßt, der tiefstes Leid kennt und deshalb gerade dort zu finden ist, wo Menschen dunkle Stunden erleben; der durch den Tod zu neuem Leben führt. "Jesus lebt, mit ihm auch ich", heißt es in einem Lied. Marie Luise Kaschnitz sagte: "Manchmal stehen wir auf, stehen wir zur Auferstehung auf, mitten am Tage, mit unserem lebendigen Haar, mit unser atmenden Haut . . . Und dennoch leicht, und dennoch unverwundbar, geordnet in geheimnisvolle Ordnung, vorweggenommen in ein Haus aus Licht."