DWD wirft Kachelmann “Hetzkampagne“ vor.

Hamburg. Der Deutsche Wetterdienst (DWD) will sich die Attacken des ARD-Wetterexperten Jörg Kachelmann nun nicht mehr gefallen lassen. Er habe mit seinem Vorwurf, die späte Unwetterwarnung des DWD sei mitverantwortlich dafür, dass es bei dem Jahrhunderthochwasser Tote gegeben habe, endgültig übers Ziel hinausgeschossen. "Solche Vorwürfe können wir nicht auf uns sitzen lassen", schäumte DWD-Sprecher Andreas Friedrich. "Wir lassen prüfen, ob der Tatbestand der üblen Nachrede oder der Verleumdung gegeben ist." Der DWD wirft dem TV-Wettermann und Chef des privaten Wetterdienstes Meteomedia vor, eine "Hetzkampagne" gegen die staatliche Wetterbehörde zu fahren. "Kachelmanns Vorgehen diskreditiert die Arbeit des DWD in der Öffentlichkeit in inakzeptabler Weise", schimpft Friedrich. Deshalb will der staatliche Wetterdienst nun auch verstärkt in die Medienoffensive gehen und sich künftig nicht mehr von Kachelmann so in die Enge treiben lassen. Wetterdienst-Präsident Udo Gärtner traf sich deshalb gestern Abend im ZDF mit Kachelmann zum verbalen Schlagabtausch. Dabei ging es hauptsächlich um die schwer wiegenden Vorwürfe, die Kachelmann gestern im Abendblatt gegen den Wetterdienst erhoben hat. Der Streit Kachelmanns mit dem DWD rückt die Arbeit der amtlichen Wetterbehörde nun stärker ins Blickfeld. Wofür ist sie in Sachen Unwetter genau zuständig? Friedrich: "Wir sind die einzige Stelle in Deutschland, die offizielle Unwetterwarnungen herausgeben darf. Wo kämen wir auch hin, wenn jeder dahergelaufene Meteorologe Unwetterwarnungen verbreiten würde." Weil es aber nun eine Reihe von privaten Wetterdiensten gibt, die, wie Kachelmann, auch mit wichtigen Medien zusammenarbeiten, will der DWD einen Konsens anstreben. "Vernünftig wäre, wenn wir alle mit einer Stimme sprächen", wünscht sich Friedrich. "Dass die Behörden und die Öffentlichkeit einheitliche, abgestimmte Wetterinformationen erhalten." Bislang ist da aber noch wenig passiert. Dem DWD sind ab einem bestimmten Zeitpunkt per Gesetz die Hände gebunden. Er darf nur meteorologische Daten an die jeweiligen Krisenstäbe der Länderinnenministerien weitergeben. Eine Einschätzung möglicher Folgen ist ihm verboten. "Wann Evakuierungen oder Sperrungen erfolgen, behalten sich die Krisenstäbe vor", so Friedrich. Kachelmann hatte dem DWD vorgeworfen, eine Stunde nach seiner eigenen Warnung vor Unwetter am 11. August nur mit einer Vorwarnung reagiert zu haben. "Diese Vorwarnung", erklärt Friedrich, "bedeutet im Unwetter-Warnsystem aber so viel, als wenn in einem Ort die Feuersirene ausgelöst wird. Damit wurden also die Krisenstäbe aktiviert." Und die Öffentlichkeit sei vom DWD via Tagesschau informiert worden. Da hieß es, dass örtlich in Ostdeutschland bis zu 200 Liter Regen pro Quadratmeter erwartet würden. Und: "Weitere Überschwemmungen und Erdrutsche sind die katastrophalen Folgen."