Hamburg. In der Nacht zu Mittwoch ist es gelungen, die Hochwasserwelle der Elbe zu kappen: Oberhalb von Wittenberge wurde ein Wehr geöffnet, damit Wasser in die Havel abfließen konnte. Am Morgen war die Aufnahmefähigkeit des Nebenflusses erschöpft, so dass zusätzlich Reserve-Flächen (Polder) in der Havelniederung geflutet wurden. Ergebnis: In Wittenberge ist das Hochwasser 40 Zentimeter niedriger aufgelaufen als zuvor befürchtet, und schon am Mittwochmorgen sanken dort die Wasserstände deutlich. Von der Flutung der Polder profitieren auch die Lauenburger und Geesthachter: Die erwartete Scheitelhöhe wurde von 9,65 Meter am Pegel Lauenburg auf 9,30 Meter korrigiert. In der Elbschifferstadt soll schon heute der Hochwasserscheitel eintreffen, einen Tag früher als bislang prognostiziert. Morgen wird er das Geesthachter Wehr erreichen und kurz darauf vom breiteren und tieferen Flussquerschnitt im Hamburger Stadtgebiet weitgehend "verschluckt" werden. Die Flutung des Havellandes erklärt die nun günstigeren Prognosen, doch schon zuvor mussten die Vorhersagen immer wieder korrigiert werden. "Unser Prognosemodell in Magdeburg ist auf solche Wassermengen nicht geeicht", sagt Erich Wiese vom Wasser- und Schifffahrtsamt Lauenburg. "Es orientiert sich an dem, was über die tschechische Grenze fließt, und an den Wasserständen der großen Nebenflüsse. Bei diesem Hochwasser brachten jedoch viele kleine Bäche, deren Namen wir vor zwei Wochen noch nicht kannten, zusätzlich große Wassermengen." Eine Folge: Die tatsächliche Strömungsgeschwindigkeit übertrifft die des Prognosemodells - die Hochwasserwelle ist deshalb etwas schneller unterwegs als vorausberechnet. Außerdem beeinflussen weitere Faktoren die Ausprägung der Hochwasserwelle auf ihrem Weg nach Hamburg: Eine konstante Größe blieb das Gefälle, doch Einflüsse wie Flussquerschnitt, Rauheit der Flusssohle, Deichbrüche und die aktuelle Aufnahmefähigkeit der Auen machen die Elbe in diesen Tagen schwer berechenbar.