Hamburg. Die Flut erreicht die Hansestadt. In den Vier- und Marschlanden mussten im Ortsteil Overwerder 300 Bewohner gestern ihre Sommerhäuser räumen. Die etwa 100 Häuser liegen vor dem Deich auf Höhe des Hohendeicher Sees (schräg gegenüber am anderen Elbufer liegt das Anwesen Inge Meysels). Die Innenbehörde hatte die Räumung angeordnet, weil das Gebiet heute gegen 20 Uhr überflutet sein wird. Gestern Abend waren die Bewohner der "Strandvereinigung Overwerder von 1925" dabei, ihre Erdgeschosse leer zu räumen. "Hoffentlich werden unsere Holzhütten nicht weggeschwemmt", sagte Gastwirt Jörg König (60) mit Blick auf die außergewöhnlich starke Strömung. Ansonsten bleiben die Vereinsmitglieder besonnen. Die Häuser stehen alle auf hohen Fundamenten. Im Winter ist das Gebiet regelmäßig überflutet und für die Nutzung gesperrt. "Den Umgang mit der Flut sind wir gewöhnt", sagte Gertrude Hövermann (86). "Meine Tiefkühltruhe steht im ersten Stock. Den Inhalt nehme ich mit nach Hause." Informiert wurden die Bewohner der Siedlung mit Lautsprecherdurchsagen der Polizei gestern um 17.30 Uhr. Heute Abend wird auch die Deichstraße für den Verkehr gesperrt. Die Behörden gehen allerdings noch davon aus, dass das Hochwasser 1,50 Meter unter der Deichkrone bleiben wird. Dennoch sollen heute Morgen in Altengamme große Betonplatten zur Verstärkung des Deichs gesetzt werden. "Das ist eine Vorsichtsmaßnahme, damit es keine Ausspülungen gibt", sagte Behördensprecher Hartmut Kapp. Außerdem ist die Elbe flussaufwärts ab Gauert (dort trennen sich Nord- und Süderelbe) für den Bootsverkehr gesperrt. Weiter flussabwärts besteht indes keine Gefahr, betonte Kapp. Bei einer Sturmflut werde zehnmal mehr Wasser in die Elbe gedrückt als beim jetzigen Hochwasser.