Sprit aus Holz oder Stroh produzieren - das versprechen Verfahren der sogenannten zweiten Biokraftstoff-Generation. Im Gegensatz zum heute verwendeten Pflanzendiesel aus Raps oder anderen Ölsaaten steht die neue Biokraftstoff-Generation nicht in Konkurrenz mit dem Nahrungsmittelanbau. Zudem wird die ganze Pflanze genutzt; das erhöht die Ausbeute angesichts weltweit knapper werdender Landwirtschaftsflächen.

Ein weltweites Vorzeigeprojekt der neuen Technik ist übermorgen fertiggestellt: Im sächsischen Freiberg errichtete die Firma Choren eine kleine Raffinerie, die Holz in hochwertigen Dieselkraftstoff umwandelt. Aus 67 500 Tonnen Holz und Holzabfällen wird sie jährlich 18 Millionen Liter "Sundiesel" herstellen, genug, um den Jahresbedarf von bis zu 15 000 Pkw zu decken. Als Energiequelle will Choren je zur Hälfte Waldholz und unbelastetes Recyclingholz nutzen. Nach und nach sollen Holzhackschnitzel aus Plantagen die Versorgung übernehmen. Dazu hat das Unternehmen Versuchsfelder in der Region und eine 20-Hektar-Plantage in Mecklenburg-Vorpommern mit schnell wachsenden Baumarten wie Weiden, Pappeln und Robinien bepflanzen lassen. Das Holz wird zunächst vergast. In einem zweiten Schritt wird das Gas verflüssigt. Die Technologie dafür steuerte der Shell-Konzern bei, der synthetische Ölprodukte aus Erdgas herstellt. Neben Shell sind auch Daimler und VW Partner von Choren.

Jeder Hektar Energiewald liefert etwa 4000 Liter Kraftstoff und damit eine rund dreimal höhere Ausbeute als ein Rapsfeld. Allerdings werden im Umwandlungsprozess sehr hohe Temperaturen von bis zu 1000 Grad gebraucht, das kostet Energie.

Prof. Thomas Willner von der Hochschule für Angewandte Wissenschaften Hamburg arbeitet deshalb bereits an der dritten Generation von Bio-Kraftstoffen. Sein Verfahren kommt ohne Vergasung aus, spart Energie und Kosten. Doch diese Technologie funktioniert bislang erst im Labormaßstab.