HAMBURG/BOCHUM. Wenn sie frühmorgens klingelt, heißt das für ihre Gastgeber nichts Gutes. Margrit Lichtinghagen (53) kommt meist vor dem Frühstück und lädt sich selbst ein. Nachts schon fährt die Staatsanwältin aus Bochum los, um in aller Herrgottsfrühe vor den Villen am Tegernsee, in Blankenese oder wie im Fall Klaus Zumwinkel in Köln-Marienburg mit dem Durchsuchungsbefehl zu winken. So weit ist ihr Ruf allen Verfahren schon vorausgeeilt, dass die Ertappten sofort kooperieren.

Wenn die seit 40 Jahren als Schwerpunktabteilung für Wirtschaftsstrafsachen und Korruptionsverfahren berühmte Bochumer Staatsanwaltschaft anrückt, ist die Beweislast massiv. Bisweilen fliegen Lichtinghagen erste Hinweise zu. So im Fall des Liechtensteiner Treuhänders Prof. Dr. Dr. Herbert Batliner, der Friedrich Karl Flick, Paul Schockemöhle und andere zu seinen Klienten zählte. Eine CD-ROM mit 150 000 DIN-A4-Seiten Daten landete vor acht Jahren auf ihrem Schreibtisch. Den über Jahre fesselnden Wirtschaftskrimi löste sie und trieb die hinterzogenen Steuern in Millionenhöhe ein - plus saftige Strafen.

Von über 500 Millionen Euro Schadensvolumen, das die Staatsanwaltschaften in Nordrhein-Westfalen pro Jahr aufdecken, geht ein Großteil auf die Abteilung Lichtinghagen. Den Ex-Vorstandschef des Stromkonzerns VEW, Fritz Ziegler, nahmen Lichtinghagen und Co. sogar eine Woche in U-Haft. Keine schöne Erfahrung für Top-Manager.