Drei Männer - zwei Deutsche und ein Türke - verhaftet. Einer konnte zunächst fliehen . . .

Oberschledorn. Mit einem der größten Polizei-Einsätze in der Geschichte der Bundesrepublik haben die Sicherheitsbehörden Bombenanschläge mit möglicherweise Hunderten Toten in Deutschland verhindert. Kurz vor dem 6. Jahrestag der Terror-Taten vom 11. September wurden zwei zum Islam übergetretene Deutsche und ein Türke im Sauerland unter Terrorverdacht festgenommen.

Einsatzkräfte von GSG 9 und Bundeskriminalamt stürmten ein Ferienhaus in dem 900-Einwohner-Ort Oberschledorn. Dort hatten die mutmaßlichen Terroristen 730 Kilogramm Wasserstoffperoxidlösung gelagert. Mit dieser Chemikalie wollten sie Sprengsätze bauen, die die Explosivkraft der Bahn-Bomben von Madrid noch übertroffen hätten. Mit dem Bombenbau war bereits begonnen worden.

Zwei Männer wurden sofort überwältigt, der dritte konnte zunächst flüchten und wurde nach 300 Metern gestellt. Bei dem Handgemenge konnte er einem Beamten die Dienstwaffe entwinden, und ein Schuss löste sich. Beide Männer wurden leicht verletzt.

Die Ziele der drei Festgenommenen waren US-Einrichtungen in Deutschland, Kneipen und Diskotheken. Sie planten eine teuflische Bomben-Falle: An belebten Orten sollten zunächst kleinere Sprengladungen gezündet werden, um Panik zu erzeugen. Wenn sich dann Hunderte auf vorhersehbaren Fluchtwegen gedrängt hätten, wollten die Täter große Sprengladungen zünden, um die Zahl der Opfer in die Höhe zu treiben. Das bestätigte Hessens Innenminister Volker Bouffier (CDU).

Bei den drei Verhafteten handelt es sich um den 28-jährigen Deutschen Fritz Martin G., den 28-jährigen Türken Adem Y. und den 21-jährigen Deutschen Daniel Martin S. - sie stammen aus Ulm, Saarbrücken und einem Ort bei Frankfurt und gehören der Gruppe Islamische Dschihad- Union an. Generalbundesanwältin Monika Harms sagte, die Verhafteten seien 2006 zur Ausbildung in Camps in Pakistan gewesen.

Ins Visier der Polizei gerieten sie, als Fritz G. Silvester 2006 an einer US-Kaserne in Hanau (Hessen) auffiel. Die Fahnder vermuteten, dass er ein Anschlagsziel ausspähen wollte. Die Ermittlungen nahmen ungekannte Dimensionen an. 300 Beamte waren Tag und Nacht im Einsatz, um die Männer zu beschatten.

Was die Verdächtigen nicht ahnten: Im Juli tauschten Fahnder unerkannt das hochprozentige Wasserstoffperoxid gegen harmloses dreiprozentiges aus. Kanzlerin Angela Merkel (CDU) zeigte sich erleichtert über die Festnahmen und dankte den Behörden.