Hamburg. Der scheidende SPD-Chef habe kaum Möglichkeiten gehabt, "Veränderungen den Erwartungen entsprechend zu gestalten". So erklärt Prof. Stephan Ahrens, Ärztlicher Direktor des Asklepios Westklinikums Rissen und Chefarzt der Abteilung für Psychosomatik und Schmerztherapie den Rücktritt von Matthias Platzeck als SPD-Chef. "Ich vermute, daß Herr Platzeck dem enormen Druck, ständig unterschiedlichen Interessengruppen gerecht werden zu müssen, auf Dauer nicht gewachsen ist", sagt er dem Abendblatt. Zusätzlich stehe der SPD-Politiker auch unter starkem Erwartungsdruck von seiten seiner Parteifreunde, etwa durch Auswertung von Umfragen. Zudem hätte Platzeck kaum Zeit gehabt, sich innerlich auf die neue Position als Parteichef vorzubereiten.

"Alles zusammen kann zu einer seelischen Überforderung führen, die sich dann auch in körperlichen Erkrankungen zeigt", sagt Ahrens. Das könnten Herz-Kreislauf-Beschwerden sein, Rücken- oder Kopfschmerzen, Magen-Darm-Beschwerden oder ein Hörsturz.

Solch ein "Infarkt im Ohr" äußert sich typischerweise durch plötzliche hochgradige Schwerhörigkeit auf einem Ohr, begleitet von Schwindel und Ohrgeräuschen wie Pfeifen, Rauschen, Klingeln oder Summen. Die Auslöser sind vielfältig: erhöhte Blutfettwerte, Herzerkrankungen, Blutdruckschwankungen, Verschleißerscheinungen der Halswirbelsäule oder Infektionen.

"Streß ist zwar nicht die alleinige Ursache, kann aber bestehende Beschwerden verschlimmern", sagt Dr. Dirk Heinrich, Facharzt für Hals-Nasen-Ohrenheilkunde in Hamburg. Wie genau ein Hörsturz entsteht, ist noch unklar, aber es wird vermutet, daß ein Zusammenspiel mehrer Risikofaktoren zu einer Verminderung der Durchblutung im Innenohr führt. Dadurch werden die feinen Haarzellen, die Höreindrücke als elektrische Signale ins Gehirn weiterleiten, nicht ausreichend mit Nährstoffen und Sauerstoff versorgt und in ihrer Funktion beeinträchtigt.

Wer einen Hörverlust erleidet, sollte umgehend einen Hals-Nasen-Ohren-Arzt aufsuchen, denn je später der Hörsturz behandelt wird, um so größer ist das Risiko einer dauerhaften Hörminderung und eines bleibenden Ohrgeräusches. Außerdem klärt der HNO-Arzt, ob es sich tatsächlich um einen Hörsturz handelt oder es eine andere Ursache gibt. "Bei der Therapie stehen durchblutungsfördernde Mittel und Cortison im Vordergrund. Eine weitere Maßnahme ist, daß man den Patienten vorübergehend aus seiner stressigen Situation herausnimmt", so Heinrich.