Bad Reichenhall: Staatsanwalt ermittelt. Elf Tote geborgen. Dramatische Suche nach vermißten Kindern. Experten fordern TÜV für öffentliche Bauten.

Bad Reichenhall/Berlin. In einem verzweifelten Wettlauf mit der Zeit gruben die Rettungskräfte bis zur Erschöpfung. Vergebens. Aus den Trümmern der eingestürzten Eissporthalle von Bad Reichenhall bargen sie gestern nur noch Tote. Die schreckliche Bilanz: sieben Kinder, zwei Jugendliche und zwei Frauen. Eine Frau und drei Kinder zwischen zwölf und 16 Jahren wurden am Abend noch unter der zerborstenen Dachkonstruktion vermutet.

Mit einer Lichterkette gedachten am Abend in Bad Reichenhall rund 500 Menschen der Opfer, viele hatten Tränen in den Augen. Die Glocken der umliegenden Kirchen läuteten 20 Minuten lang.

Die Staatsanwaltschaft Traunstein leitete Ermittlungen wegen fahrlässiger Tötung ein. Führte auch Schlamperei zu dem furchtbaren Unglück? Der Bad Reichenhaller Oberbürgermeister Wolfgang Heitmeier bezeichnete den Einsturz als "derzeit nicht erklärbar". Er wies Vorwürfe zurück, wonach das Gebäude sanierungsbedürftig gewesen sei. Der Wetterdienst Salzburg teilte mit, der Schnee sei extrem naß und schwer gewesen. Zu schwer für das Hallendach? "Der Schnee allein kann nicht die Ursache sein", äußerte der Berliner Baustatik-Experte Horst Franke. Er und weitere Fachleute vermuten bautechnische Mängel als Ursache der Katastrophe und forderten regelmäßige Überprüfungen von größeren Gebäuden wie beim Kfz-TÜV.

Bayerns Ministerpräsident Edmund Stoiber (CSU) versprach am Unglücksort den Betroffenen einen Hilfsfonds und rief die Bevölkerung zu Spenden auf. Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) sagte in Berlin: "Das grausame Schicksal, das insbesondere Kinder und junge Menschen erlitten haben, die einen unbeschwerten Ferientag verleben wollten, bewegt mich und bewegt uns alle in ganz besonderer Weise."