Nachdem am Mittwochmorgen ein Junge aus den Trümmern tot geborgen wurde, fanden die Rettungskräfte am Mittag die Leiche eines jungen Mädchens in den Trümmern. Noch eine Frau wird vermißt.

Bad Reichenhall. Die Rettungskräfte haben am Mittag die 14. Leiche unter den Trümmern geborgen, ein Mädchen, dessen Alter die Polizei mit zwischen zwölf und 16 Jahren angibt. Eine Frau wird jetzt noch vermißt.

Um 10.45 Uhr fanden die Retter einen 14jährigen Jungen unter den Trümmern. Auch dieses Opfer sei vermutlich sofort tot gewesen, sagt Polizeisprecher Fritz Braun. Unheimliche Massen seien auf den Körper gestürzt. Die Stelle, an der der 14jährige in einem Grab aus Eis und Schutt lag, war den Helfern schon seit dem Vorabend bekannt, doch sie konnten nicht unter den Trümmerhaufen vordringen. Stück für Stück wurde seit den frühen Morgenstunden die Ruine der Eishalle abgetragen. Ein Spezialbagger stützte das Dach, ein zweiter riß Teile ein und schaffte sie zur Seite. Die rund 30 Tonnen schweren Spezialmaschinen einer Abbruchfirma können mit ihren Zangen Betonteile von bis zu 50 Zentimetern Dicke durchtrennen.

Bis zum Mittwochnachmittag waren 14 der vermutlich insgesamt 15 Todesopfer geborgen worden. Es handelt sich um drei Jungen und fünf Mädchen im Alter zwischen neun und zwölf Jahren, zwei männliche und zwei weibliche Teenager zwischen 14 und 16 Jahren sowie zwei Frauen mit 40 und 41 Jahren. Alle stammen sie aus der Umgebung von Bad Reichenhall und Traunstein.

Die Suchmaßnahmen seien schonend, sagt Vize-Landrat Schaupp, auch wenn die Chancen, noch Überlebende zu finden, "sehr, sehr gering" seien. Dort, wo die letzte Verschüttete liegt, türmten sich große Schneemassen. Hohlräume gebe es wohl nicht. Sobald der Weg frei ist, gehen die Helfer rein, suchen mit Schaufeln, Hunden, Wärmebildkameras und Lawinensonden. Ein solcher Luftraum rettete einer Fünfjährigen das Leben. Eingekeilt von Betonteilen, aber mit freiem Kopf, entdeckten die Retter das Mädchen in der Nacht von Montag auf Dienstag.

Viel Zeit kostet auch der Einsatz der Spürhunde, die maximal 20 Minuten am Stück suchen können. "Es ist für die Hunde Höchstleistung", sagt der Leitende Polizeidirektor Andrä. Die meisten Verschütteten wurden von Suchhunden entdeckt. Die Ursache der Katastrophe in der südostbayerischen Kleinstadt ist unterdessen weiter unklar. Erfahrungsgemäß dauerten solche Ermittlungen mehrere Wochen, sagt Andrä. "Es wäre reine Spekulation, sich jetzt zur Unfallursache zu äußern." Medienberichten zufolge sollen Eisläufer eine halbe Stunde vor dem Einsturz einen lauten Knall gehört haben. Die Polizei gehe allen Hinweisen nach und vernehme entsprechende Zeugen, sagte der Polizeidirektor.

In den vergangenen Tagen hatte es mehrfach Mutmaßungen über bauliche Mängel der aus dem Jahr 1972 stammenden Halle gegeben. Bereits 2002 kam laut "Abendzeitung" ein Gutachten zu dem Schluß, daß das Dach erneuert werden muß.

Der Bad Reichenhaller Oberbürgermeister Wolfgang Heitmeier dementiert. "Das Dach ist nicht dringend sanierungsbedürftig. Das hat auch niemand so behauptet." In einem Sanierungsgutachten sei es "nie um das Gebäude, sondern immer um die Technik" gegangen. Vermutlich wird es Wochen dauern, bis die Unglücksursache geklärt ist. Bei den Bergungsarbeiten nummerieren Polizei und Feuerwehr jeden Dachträger und jedes größere Teil, das sie herausnehmen. Der Trümmerhaufen und der Fortgang der Bergungsarbeiten wird laufend per Foto dokumentiert. Kriminalpolizei und Staatsanwaltschaft ermitteln.