Kommentar: Die Katastrophe von Bad Reichenhall

Das furchtbare Unglück von Bad Reichenhall ist noch nicht einmal ansatzweise in seinen Ursachen erfaßt, schon beginnen die Schuldzuweisungen. Da ist von mangelnder Kontrolle die Rede, von einem maroden Dach der Mehrzwecksporthalle, fahrlässiger Unterschätzung der Gefahren. Deshalb ist es notwendig, der Ursache schnell auf den Grund zu gehen und trotzdem sehr sorgfältig. Erst am Ende dieser Untersuchungen wird sich zeigen, ob und in welchem Ausmaß Konstruktionsfehler oder Versäumnisse als Auslöser der Katastrophe eine Rolle gespielt haben.

Doch auch davon unabhängig stellen sich Fragen. Eine nach der Aufsicht. Wer in Deutschland einen Feuerlöscher in seiner Kneipe hängen hat, muß ihn in regelmäßigen Abständen überprüfen lassen. Sonst machen ihm die Behörden im Zweifelsfall die Bude dicht. Gleiches gilt für die Sicherheit von Markisen, von Autos ganz zu schweigen.

Nur wenn es um Gebäude geht, bleibt der TÜV außen vor. Mit Ausnahme von Brücken hat der jeweilige Besitzer für die Sicherheit Sorge zu tragen. Angesichts des Unglücks von Bad Reichenhall ist deshalb die Expertenforderung nach periodischen, unabhängigen Gutachten über die Sicherheit öffentlicher Gebäude und ihrer Dachkonstruktionen durchaus stimmig und sinnvoll.

Wer eine Eishalle oder ein Schwimmbad betreibt, muß dafür sorgen, daß die Besucher auch sicher sind. Doch bei vielen Kommunen stellt sich als zweite Frage, ob sie dazu überhaupt noch in der Lage sind. Seit Jahren wachsen die finanziellen Belastungen von Städten und Gemeinden. Weil Bund und Länder ihnen immer mehr Aufgaben aufbürden, doch nicht selten auch durch die Folgekosten alter Bäder, Stadt- und Veranstaltungshallen. Für die Sanierung fehlt häufig das Geld. Viele Kommunen entscheiden sich deshalb für eine Schließung. Auch der Sicherheit wegen.