Der Union war der neue Respekt vor den enorm erstarkten Liberalen gleich anzumerken. CDU-Generalsekretär Ronald Pofalla verkündete mit einem Mal:

Berlin. Der Union war der neue Respekt vor den enorm erstarkten Liberalen gleich anzumerken. CDU-Generalsekretär Ronald Pofalla verkündete mit einem Mal: "Wir wollen mit der FDP die Bundestagswahl im September gewinnen." Vergessen die zuletzt doch sehr zurückhaltenden Äußerungen zu einer Koalitionsaussage zugunsten der FDP. Nun heißt es: Das Ergebnis von Hessen ist eine "wunderbare Vorlage für die Bundestagswahl". Und das magere Ergebnis von CDU-Spitzenkandidat Roland Koch versteckte Pofalla hinter der Feststellung, Hessen habe gezeigt, dass eine bürgerliche Mehrheit von CDU und FDP auch in einem Fünf-Parteien-System möglich sei - und dass die CDU die "einzige Volkspartei der Mitte" sei. "Wir haben alle Chancen im Bund, 40 Prozent plus x zu gewinnen", gab Pofalla forsch als Vorgabe aus.

"Die Union kann nach wie vor nicht drauf setzen, dass sie mit einem einzigen Partner im Bund regieren kann", sagte hingegen der Duisburger Politikwissenschaftler Karl Rudolf Korte dem Abendblatt. "Die CDU hat seit 2004 bei jeder Wahl verloren." Das sei nur nicht so aufgefallen, weil die Verluste der SPD auffälliger gewesen seien.

Betont häufig appellierte die Union gestern auch an die staatspolitische Verantwortung der FDP, die nun über den Bundesrat die Vorhaben der Großen Koalition in Berlin verhindern könnte. Immer wieder fielen bei der Union die Bezeichnungen "verlässlich" und "konstant" im Zusammenhang mit der FDP. Pofalla sagte voraus: "Die FDP wird keine Blockade betreiben." Mit reiner Opposition könne sie dieser Verantwortung nicht gerecht werden. Dies gelte unter anderem für das zweite Konjunkturpaket.

Eine Quittung für den vielleicht zu zögerlichen Umgang der Bundeskanzlerin Angela Merkel mit der Bewältigung der Finanzkrise wollten ihre Parteifreunde nicht in dem hessischen Wahlergebnis sehen. Die Kanzlerin habe überzeugend gehandelt. Auch der CSU-Generalsekretär Karl Theodor zu Guttenberg vertrat in der ZDF-Runde mit Vertretern aller Parteien die Meinung, dass die Unionsquerelen um Steuersenkungen nicht geschadet hätten. Der Passauer Politikwissenschaftler Heinrich Oberreuter kritisierte dennoch: "Aus dem Bund kam kein Rückenwind." Die CDU habe von den Wirren der SPD nicht profitieren können.