Papst Benedikt XVI. hat beim Weltfriedenstreffen in Assisi “voller Scham“ die Anwendung von Gewalt im Namen des Christentums eingestanden.

Rom. Papst Benedikt XVI. hat sich mit dem Ausruf „Nie wieder Krieg!“ beim interreligiösen Treffen von Assisi am Donnerstag das Motto der Friedensbewegung zu eigen gemacht. Zum Abschluss der Begegnung mit 300 Religionsvertretern aus 50 Ländern fügte er hinzu: „Nie wieder Gewalt! Nie wieder Terrorismus!“

Vor der Basilika des Heiligen Franziskus erneuerten Vertreter mehrerer Weltreligionen das Versprechen, sich für ein Ende von Krieg und Gewalt einzusetzen. Beide widersprächen einem „echten religiösen Geist“, sagte der Präsident des Lutherischen Weltbundes, der palästinensische Bischof Munib Younan, auf Arabisch.

+++Papst Benedikt im Silberpfeil zum Weltfriedenstreffen+++

+++Der Papstbesuch in Deutschland+++

Ein Repräsentant der Sikh bekannte sich für seine Religion zu der Verpflichtung, „die Menschen zu gegenseitigem Respekt und Hochachtung zu erziehen, damit sich ein friedliches und solidarisches Zusammenleben zwischen den Angehörigen unterschiedlicher Ethnien, Kulturen und Religionen realisieren lässt“. Ein Jude, ein Muslim, ein Vertreter der erstmals eingeladenen Nichtgläubigen und andere Religionsvertreter gelobten ebenfalls feierlich, sich für Versöhnung und Frieden einzusetzen.

Der Papst hatte zuvor „voller Scham“ die Anwendung von Gewalt im Namen des Christentums eingestanden. In der Basilika Santa Maria degli Angeli beklagte das Oberhaupt der katholischen Kirche eine „Entstellung“ der Religion, die zu ihrer Zerstörung beitrage.

Am 25. Jahrestag des ersten Friedenstreffens von Assisi kritisierte Benedikt, dass noch immer der Einsatz von Waffen im Namen der Religion gerechtfertigt werde. Gleichzeitig habe das „Nein zu Gott“ Grausamkeiten und eine Maßlosigkeit der Gewalt hervorgebracht. „Die Schrecknisse der Konzentrationslager zeigen in aller Deutlichkeit die Folgen der Abwesenheit Gottes“, mahnte der Papst. Heute sei das Verlangen nach Glück zu einer „hemmungslosen, unmenschlichen Begierde“ geworden. In diesem Klima sei Gewalt zur Selbstverständlichkeit geworden, die ganze Generationen von Jugendlichen zerstöre.

Der anglikanische Erzbischof von Canterbury, Erzbischof Rowan Williams, unterstrich die „leidenschaftliche Entschlossenheit“ der Glaubensgemeinschaften zum Einsatz für Frieden. Die aktuellen Herausforderungen seien so umfassend, das keine Religion allein den Anspruch erheben könne, über die nötigen Mittel zu verfügen.

Das Ehrenoberhaupt der orthodoxen Kirchen, Patriarch Bartholomäus I., beklagte, die Umstürze in arabischen Ländern hätten nicht zu einem Ende der religiösen Spannungen geführt. Christen drohten im gesamten Nahen Osten immer weiter ausgegrenzt zu werden. Der Generalsekretär des Weltkirchenrates, Olav Fykse Tveit, wies auf die weltweit hohe Jugendarbeitslosigkeit als eine der Ursachen für bewaffnete Konflikte hin.

Als Vertreter des Judentums bezeichnete der israelische Rabbiner David Rosen Frieden als religiöse Grundvoraussetzung für die von Juden und Christen gleichermaßen erhoffte Erlösung. Der Sprecher der auf die Yoruba zurückgehenden Glaubenstraditionen, Wande Abimbola, forderte die Anerkennung von Naturreligionen als Voraussetzung für Völkerversöhnung und Frieden.

Mit Material von epd