Ein Blick auf das Emblem der radikalislamischen Organisation Hamas lässt bereits ahnen, warum eine friedliche Koexistenz mit Israel schlichtweg...

Hamburg. Ein Blick auf das Emblem der radikalislamischen Organisation Hamas lässt bereits ahnen, warum eine friedliche Koexistenz mit Israel schlichtweg unmöglich ist. Gekreuzte Schwerter stehen als Symbol für die Verpflichtung zum Dschihad, zum Heiligen Krieg gegen Israel. Das Abbild des Felsendoms als Heiligtum des Islam steht für den Anspruch auf den Jerusalemer Tempelbezirk, wo einst der prächtige Tempel Salomos stand und wo sich heute noch die Klagemauer, Teil der einstigen Westumfassung des Tempels, erhebt. Doch die Spitze des Hamas-Emblems ziert eine stilisierte Darstellung Israels inklusive Gazastreifen und Westjordanland. Es ist ein unmissverständliches Symbol für den Anspruch der Hamas, in ganz Palästina einen islamischen Gottesstaat zu errichten - unter vorheriger Vernichtung des Staates Israel.

Ideologisch ist die Hamas ein Ableger der 1928 in Ägypten von Hassan al-Banna gegründeten Muslimbruderschaft. In deren Motto es heißt: "Der Dschihad ist unser Weg. Sterben auf dem Weg Allahs ist unsere größte Hoffnung." Die 1. Intifada (Aufstand) in den Palästinensergebieten ab 1987 war Anlass zur Gründung der Hamas durch Ahmed Scheich Jassin und Abdel Asis al-Rantisi - beide wurden im Frühjahr 2004 von Israel liquidiert.

Die Entstehung der Hamas - deren Name eine Abkürzung der arabischen Bezeichnung für "Islamische Widerstandsbewegung" ist und gleichzeitig "Eifer" bedeutet - ist begleitet von einer jener Kuriositäten, an denen die nahöstliche Geschichte so reich ist. Israel betrachtete die Gründung der Organisation zunächst beinahe mit Wohlwollen, ja förderte sie vermutlich sogar. Die sozial engagierte Hamas, so das Kalkül Jerusalems 1987, könnte zum nützlichen Gegenpol zur militanten Fatah des "Rais" Jassir Arafat heranwachsen. Inzwischen ist die Hamas in der Tat zum tödlichen Gegner der Fatah herangewuchert - aber nichts an diesem palästinensischen Bruderkampf ist nützlich für Israel. Im Gegenteil - die Fatah von Palästinenserpräsident Mahmud Abbas (Abu Masen) ist zu schwach, die Hamas zu hasserfüllt für Friedensgespräche.

Der Hamas unter Führung von Khalid Maschal und Ismail Haniyah gelten Verhandlungen als "Zeitverschwendung", Kompromisse als Verrat. In der Hamas-Charta - in der die Tötung von Juden gefordert wird und die für den palästinensischen Präsidenten der Jerusalemer Al-Quds-Universität, Sari Nusseibeh, wirkt, als sei sie dem NS-Hetzblatt "Der Stürmer" entnommen - heißt es: "Es gibt keine andere Lösung für die palästinensische Frage als den Dschihad."

Für diesen "immerwährenden Heiligen Krieg" besitzt die Hamas militärische Arme - vor allem die auf mindestens 15 000 Kämpfer geschätzten Essedin-al-Kassam-Brigaden und die 6000 Mann umfassenden "Exekutiv-Einheiten", eine Art von Prätorianergarde Ismail Haniyas. Die Armee der Hamas, die sich im Gazastreifen ein riesiges unterirdisches Tunnel- und Bunkersystem gegraben hat, ist in fünf Brigaden zu je mehreren Bataillonen aufgeteilt.

"Stabschef" und Stratege der Hamas ist, sofern er die jüngsten Luftschläge der Israelis überlebt hat, Ahmed Jaabri, der Kommandeur von Gaza-Stadt. Seine rechte Hand ist Ahmed Andour, Kommandeur der Nord-Brigade. Befehlshaber der Brigade Gaza-Mitte ist Iman Nufal, zurzeit in ägyptischer Haft; Kommandeur in Khan Junis ist Mahmud Sanour, in Rafah Raad Alatour.

Zu einem Frieden mit Israel ist die Hamas nicht bereit, eventuell aber zu einem Waffenstillstand. Dazu muss man jedoch wissen, dass der dafür geltende arabische Begriff "Hudna" einen taktischen Waffenstillstand meint, der nur bei eigener Unterlegenheit abgeschlossen wird und maximal zehn Jahre lang gelten darf. Die "Hudna", die auf eine Taktik des Propheten Mohammed im Jahre 628 zurückgeht, kann jederzeit gebrochen werden - sobald die eigenen Kräfte für einen Sieg reichen.