Bei israelischen Luftangriffen auf den Gazastreifen in der Nacht zum Dienstag sind nach Behördenangaben mindestens zehn Menschen getötet und über vierzig verletzt worden, das Außerministerium soll völlig zerstört sein. Auch in Israel starben zwei Menschen durch palästinensische Raketen. Unterdessen hat Ägypten den Grenzübergang Rafah für Verletzte und Hilfslieferungen geöffnet.

Die EU wollte bei einem Sondertreffen der Außenminister am Abend über die Lage in der Region beraten.

Ziele der neuen israelischen Luftangriffe waren nach Angaben von Augenzeugen und Vertretern der radikalislamischen Hamas Ministerien und Einrichtungen der Sicherheitskräfte. Das Außenministerium wurde völlig zerstört. Auch das Verteidigungs- und das Finanzministerium sowie der Sitz des Regierungschefs wurden angegriffen. Nach Angaben des Leiters der Rettungsdienste, Moawija Hassanein, starben seit Beginn der Offensive am Sonnabend 360 Menschen, 1690 wurden verletzt.

Auf israelischer Seite wurde in der Nacht ein Soldat durch einen Mörser getötet, der auf seinen Stützpunkt in der Nähe des Gazastreifens abgeschossen wurde. Zuvor waren im Süden Israels ein Mann und eine Frau durch palästinensische Raketen ums Leben gekommen.

Ägypten öffnete den Grenzübergang Rafah für palästinensische Verletzte und Hilfslieferungen in den Gazastreifen. Neun Verletzte aus dem Gazastreifen seien nach Ägypten gebracht worden. Es war das erste Mal seit Beginn der israelischen Luftangriffe, dass verletzte Palästinenser über die Grenze nach Ägypten durften. Im Gegenzug setzten sich von Ägypten aus mehrere Lastwagen in Bewegung, die Medikamente und Hilfsgüter in den Gazastreifen brachten.

Ein israelisches Patrouillen-Schiff hat am Dienstag ein Boot palästinensischer Aktivisten gerammt. Das Schiff mit medizinischen Hilfsgütern versuchte, die Blockade zum Gazastreifen zu durchbrechen, wie das israelische Militärradio berichtete. Das Schiff "Dignity" wurde demnach angewiesen, umzudrehen, es wurden auch Warnschüsse abgegeben. Der Kapitän des 20 Meter langen Boots versuchte dennoch, an dem israelischen Schiff vorbei zu manövrieren. Bei dem Zusammenstoß wurde laut Militärradio niemand verletzt.

Die EU-Außenminister sollten bei ihrem Sondertreffen in Paris "über den europäischen Beitrag zur Lösung der aktuellen Krise" beraten, teilte das französische Außenministerium am Montagabend mit. Frankreich hat noch bis Jahresende die EU-Ratspräsidentschaft.

Bundesaußenminister Frank-Walter Steinmeier (SPD) telefonierte mit Palästinenserpräsident Mahmud Abbas. Dabei waren sich beide nach Angaben des Auswärtigen Amtes einig, dass die gegenwärtigen Ereignisse nicht nur für die Menschen in Gaza eine Katastrophe seien, "sondern ein erhebliches Destabilisierungspotenzial für die gesamte Region hätten". Die Lage dürfe auf keinen Fall weiter eskalieren.

UN-Generalsekretär Ban Kii Moon forderte die arabische Welt zu entschlossenem Handeln auf. Er habe regionalen Führern in Gesprächen klar gemacht, dass sie "bisher nicht genug" getan hätten, sagte Ban in New York. Die arabischen Außenminister sollen am Mittwoch zu einer Dringlichkeitssitzung zusammenkommen.

Israel hatte seine Luftangriffe auf den Gazastreifen am Sonnabend begonnen. Es reagierte damit auf Raketenbeschuss aus dem Gebiet. Bisher starben mehr als 350 Menschen. Als Reaktion auf die Angriffe stieg der Ölpreis. Nach Angaben von Händlern besteht die Sorge, dass der Konflikt sich auf die gesamt ölreiche Nahostregion ausweiten könnte. In mehreren Städte gab es am Montag Proteste gegen die israelische Militäraktion. In London wurden sieben Menschen festgenommen.