Nahost: Angst vor einem Krieg wächst. Raketen auf Beiruts Flughafen. Die EU verurteilt die israelische Offensive.

Beirut/Jerusalem. Im Nahen Osten wächst nach der massiven Ausweitung der israelischen Angriffe in Libanon die Angst vor einem neuen Krieg. Die israelische Luftwaffe hat gestern Beirut bombardiert und den Flughafen teilweise zerstört. Gleichzeitig verhängte Israel eine Blockade über das nördliche Nachbarland, das damit von der Außenwelt abgeschnitten war. Es waren die schwersten Luftangriffe auf den Libanon seit 1982.

170 Ziele seien attackiert worden, teilte die israelische Armee mit. Nach libanesischen Angaben wurden 42 Menschen getötet, darunter mindestens 15 Kinder. Der israelische Generalstaatschef, Dan Haluz, sagte, die Offensive "Angemessener Preis" sei zeitlich nicht begrenzt. Auch Beirut sei nicht immun. Verteidigungsminister Amir Perez erklärte, die Offensive würde erst eingestellt, wenn die radikal-islamische Hisbollah vertrieben sei.

In Südlibanon waren Hunderte Menschen auf der Flucht. In Beirut kam es zu Hamsterkäufen. Im Norden Israels wurden die Menschen angewiesen, Luftschutzbunker aufzusuchen. Am Abend schlugen zum ersten Mal zwei Katjuscha-Raketen in Haifa ein, offenbar ohne größeren Schaden anzurichten. Die Hisbollah hatte zuvor mit Raketenangriffen auf die israelische Hafenstadt gedroht. Außerdem feuerten die Gotteskämpfer 80 Katjuschas auf den Norden Israels. Zwei Israelis wurden getötet, 90 verletzt.

Die Hisbollah hatte am Vortag an der Grenze zu Israel acht israelische Soldaten getötet und zwei weitere verschleppt. Ein israelischer Sprecher sagte, die Soldaten seien am Leben. Die Hisbollah wolle die Entführten in den Iran bringen. Die Erklärung verstärkte Befürchtungen über eine weitere Internationalisierung des Konflikts.

Internationale Fluggesellschaften haben nach der Eskalation der Gewalt ihre Verbindungen nach Beirut eingestellt. Das Auswärtige Amt riet von Reisen in den Libanon ab, gab aber keine Reisewarnung heraus.

Weltweit äußerten Politiker Besorgnis über die Ausweitung des Nahostkonflikts. Die EU verurteilte die israelische Offensive als "unverhältnismäßig". Die Regierung in Paris sprach von einem "Kriegsakt". US-Präsident George W. Bush und Bundeskanzlerin Angela Merkel appellierten bei ihrem Treffen in Stralsund an die Konfliktparteien, Augenmaß zu behalten. Bush betonte aber das Selbstverteidigungsrecht Israels. Palästinenserpräsident Mahmud Abbas warnte vor dem "Ausbruch eines regionalen Krieges".