George W. Bush soll Israel zur Einstellung der Luftangriffe bewegen. Die EU fürchtet Ausweitung des Konflikts auf Syrien. Teheran warnt vor Angriff auf Damaskus.

Washington/Moskau (AP). Die libanesische Regierung hat US-Präsident George W. Bush gebeten, Israel zu einer Einstellung der Luftangriffe zu bewegen. Ministerpräsident Fuad Saniora führte am Freitag ein Telefongespräch mit Bush, um die gespannte Lage zu erörtern. Bush habe zugesagt, in Israel darauf hinzuwirken, die Schäden im Libanon zu begrenzen und die Zivilbevölkerung zu schonen, erklärte anschließend das Büro des Regierungschefs in Beirut.

Dies bestätigte auch Bush nach seiner Ankunft zum G-8-Gipfel in St. Petersburg. Der US-Präsident telefonierte am Freitag auch mit dem ägyptischen Präsidenten Husni Mubarak, wie die amtliche Nachrichtenagentur MENA in Kairo meldete. Ägypten hat im Konflikt zwischen Israel und der palästinensischen Hamas-Bewegung wiederholt eine vermittelnde Rolle gespielt. Während seines Besuchs in Deutschland sprach Bush Israel das Recht auf Selbstverteidigung zu, äußerte sich zugleich aber auch besorgt um den Bestand der Demokratie im Libanon.

Auch die Bundesregierung hat sich aktiv in die internationalen Bemühungen zur Deeskalation der Lage im Nahen Osten eingeschaltet. Außenminister Frank Walter Steinmeier telefonierte am Donnerstag mit seiner israelischen Amtskollegin Zipi Livni und dem ägyptischen Außenminister Ahmed Abul Gheit sowie am Freitag mit dem syrischen Außenminister Faruk el Scharaa. Die Bemühungen zielten auf eine Deeskalation, um eine Beruhigung der Lage zu erreichen "und dann schrittweise wieder zu einer Situation zu kommen, wo es wieder eine diplomatische Option gibt", sagte Außenamtssprecher Jens Plötner. Als "völlig unangemessen" kritisierte der französische Staatspräsident Jacques Chirac die militärische Reaktion Israels auf die Entführung von zwei Soldaten durch die libanesische Hisbollah-Miliz. Man müsse sich fragen, ob da nicht ein Wille am Werk sei, den Libanon zu zerstören. Chirac äußerte zugleich die Vermutung, daß Syrien in die Entführung von israelischen Soldaten verwickelt sei.

Die Europäische Union äußerte sich besorgt, daß die Angriffe auf den Libanon Syrien in die Kämpfe hineinziehen könnten. Die Situation sei schon "sehr schlimm" und könne sich noch weiter verschlechtern, erklärte der finnische Außenminister Erkki Tuomioja, dessen Land mit Beginn des Monats die EU-Ratspräsidentschaft übernommen hat. Es sei zu befürchten, daß sich der Konflikt noch ausweite, besonders auf Syrien. Die Konsequenzen seien dann nicht mehr zu kontrollieren.

Tuomioja kündigte an, daß der außenpolitische Vertreter der EU, Javier Solana, am Samstag in die Region reisen werde, wo er mit allen Seiten sprechen solle. Die Außenminister der EU wollen am Montag in Brüssel über den Nahostkonflikt beraten.

Der iranische Präsident Mahmud Ahmadinedschad warnte Israel nachdrücklich vor einem Angriff auf Syrien. Dies wäre eine Aggression gegen die gesamte islamische Welt und würde eine harte Reaktion auslösen, sagte Ahmadinedschad.