Der Libanon mit seinen 3,9 Millionen Einwohnern blieb auch nach dem Abzug der syrischen Truppen im Schatten des großen Nachbarn. Zwar verließen die letzten syrischen Soldaten im April 2005 nach 29 Jahren den Zedernstaat, doch kann sich der Libanon nur schwer dem politischen und wirtschaftlichen Einfluß Syriens entziehen. Nach dem Bürgerkrieg der Jahre 1975 bis 1990 trug Damaskus zur Normalisierung der politischen Lage bei. Grundlage war ein unter syrischer Vermittlung zustande gekommenes Proporzsystem, das die Macht nach konfessionellen Gesichtspunkten neu aufteilte. Etwa 60 Prozent sind Muslime, davon wiederum der größere Teil Schiiten. Die Schutztruppe der Syrer verhinderte neue Auseinandersetzungen.

Als Architekt des wirtschaftlichen Wiederaufstiegs der letzten Jahre galt Ministerpräsident Rafik Hariri, der im Februar 2005 Opfer eines Bombenanschlags wurde. Die Parlamentswahlen gewann das Oppositionsbündnis um Saad Hariri, Sohn des Getöteten. Einer Attentatsserie fielen seitdem vor allem syrienkritische Politiker und Journalisten zum Opfer.

Der Tod Hariris, für den nach einem Uno-Untersuchungsbericht der syrische Geheimdienst zumindest mitverantwortlich sein soll, versetzte dem Aufschwung einen schweren Schlag. Probleme der einstigen "Schweiz des Nahen Ostens" sind zudem die hohe Staatsverschuldung und die fast 400 000 palästinensischen Flüchtlinge. Besonders im Süden leben große Teile der Bevölkerung in Armut. Standbein der Wirtschaft sind Dienstleistungen, speziell Tourismus und Bankenwesen.