Saddam Hussein - im “Interview“ mit britischem Labour-Politiker gab sich der Diktator ganz unschuldig.

Hamburg/London. Normalerweise lehnt Saddam Hussein Interview-Wünsche ab. Doch diesmal machte er eine Ausnahme - und empfing in einem seiner Paläste den langjährigen britischen Labour-Abgeordneten Tony Benn (77). Das Gespräch um Krieg und Frieden wurde jetzt vom britischen Fernsehsender Channel 4 ausgestrahlt. Auszüge: Tony Benn: Ich komme nur aus einem Grund. Ich möchte sehen, ob wir in einem Gespräch mehr über den möglichen Weg zum Frieden herausfinden können. Saddam Hussein: Willkommen in Bagdad! Das irakische Volk fühlt sich dem Frieden verpflichtet, auf Grund seiner eigenen Kultur, seiner Zivilisation und seiner Rolle in der Geschichte. Benn: Herr Präsident, ich möchte Ihnen einige Fragen stellen. Die erste ist: Besitzt der Irak Massenvernichtungswaffen? Saddam: Die meisten irakischen Politiker sind seit mehr als 34 Jahren im Amt, und jeder gerechte Mensch weiß, dass irakische Offizielle vertrauenswürdig sind, wenn sie etwas sagen. Dieses Gespräch ist eine Möglichkeit, mich an die Briten und die friedlichen Kräfte in der Welt zu wenden. Es gibt nur eine Wahrheit, und deshalb sage ich Ihnen, dass der Irak keinerlei Massenvernichtungswaffen hat. Benn: Ich habe eine andere Frage, die immer wieder gestellt wird: Haben Sie Verbindungen zur Terrororganisation Al Kaida? Saddam: Wenn wir Beziehungen zur Al Kaida hätten und auch daran glaubten, dann würden wir uns nicht schämen, dies zuzugeben. Aber ich sage es ganz direkt für Sie und für jeden, der sich dafür interessiert, dass wir keine Verbindung zur Al Kaida haben. Benn: Es scheint Schwierigkeiten mit den UNO-Inspektoren zu geben. Gibt es da etwas, was Sie mir erzählen können? Saddam: Seit 13 Jahren leidet das irakische Volk unter dem Embargo. Besonders Kinder und alte Menschen leiden darunter, dass Lebensmittel und Medikamente fehlen. Von daher kann es sein, dass die Bevölkerung nicht ganz so reibungslos mit den UNO-Waffeninspektoren zusammenarbeitet. Aber das heißt nicht, dass der Irak die Konfrontation sucht. Wir haben kein Interesse an Krieg. Benn: Herr Präsident, wie ist das Verhältnis des Irak zur UNO? Saddam: Der Irak ist einer der ersten Unterzeichner der Charta der UNO. Aber wenn wir das Benehmen und die Sprache der Vertreter der beiden Supermächte USA und Großbritannien analysieren, stellen wir fest, dass sie mehr dem Krieg anhängen als ihrer Verantwortung für den Frieden. Benn: Es gibt Menschen, die glauben, dass es nur um Öl geht . . . Saddam: Das Argument, dass die Zerstörung des Irak eine Voraussetzung für die Kontrolle über die Ölvorkommen ist, hat bei der derzeitigen US-Regierung verfangen. Mir scheint, diese Feindseligkeit ist ihr Markenzeichen. Benn: Können Sie auf diesem Wege ein paar Worte an die Friedensbewegung der Welt richten? Saddam: Wir beten zu Gott für den Frieden. Der Irak will keinen Krieg. Aber wenn uns ein Krieg aufgezwungen wird, werden die Iraker ihr Land, ihre Souveränität, ihre Sicherheit verteidigen. Übersetzung: Marlies Fischer