Washington. Vier-Sterne-General Tommy Franks, der die US-Truppen im drohenden Krieg gegen den Irak befehligen soll, wird unter Umständen abgelöst, noch bevor der amerikanische Präsident George W. Bush grünes Licht für den Militärschlag gibt. Wie erst jetzt bekannt wurde, läuft bereits seit dem vergangenen Sommer ein Disziplinarverfahren gegen den Mann, der auch den Oberbefehl im Krieg gegen Afghanistan hatte. Franks (57) wird Amtsmissbrauch zum Zweck einer Vorzugsbehandlung für seine Ehefrau Cathy vorgeworfen. Falls die Ermittlungen, was nach Auskunft des Pentagons nicht unwahrscheinlich ist, vor Beginn eines Irak-Kriegs beendet werden und man Franks für schuldig befindet, wird ihm vermutlich das US-Oberkommando im Irak-Krieg entzogen. US-Verteidigungsminister Donald Rumsfeld bestätigte die Ermittlungen, sprach Franks aber das Vertrauen der Regierung aus. Nähere Angaben machte er nicht. Ein Oberstleutnant, der an dem Verfahren beteiligt ist, ließ jedoch verlauten, dass es "gut ein halbes Dutzend Anklagepunkte" gebe. So wird dem Chef des für die Golfregion zuständigen Zentralkommandos vorgeworfen, seiner Frau mehrmals erlaubt zu haben, bei streng geheimen Sitzungen anwesend zu sein. Außerdem habe er seiner Frau über einen längeren Zeitraum eine junge Gefreite zur Seite gestellt, die ihr bei der Erledigung der Hausarbeit und bei Einkäufen geholfen habe. Besorgt um die Sicherheit seiner Ehefrau ernannte Franks einen seiner Soldaten zu ihrem "persönlichen Leibwächter". Ein weiterer Anklagepunkt betrifft Unregelmäßigkeiten bei Reisekostenabrechnungen. Danach soll Franks nicht, wie vorgeschrieben, Flugkosten für seine Frau bezahlt haben, wenn sie ihn in Militärmaschinen auf Dienstreisen ins Ausland begleitete. Franks äußerte sich dazu zunächst nicht.