TERROR Arbeiten Palästinenser, Al Kaida und Saddam zusammen?

Hamburg. Gibt es einen Kontakt zwischen dem Irak und der islamistischen Terrororganisation Al Kaida? Mit diesen angeblichen Verbindungen begründet US-Präsident Georg W. Bush unter anderem seine Angriffshaltung gegenüber dem Irak. Während der britische Sender BBC gestern meldete, der britische Geheimdienst würde derzeit einen Kontakt zwischen Saddam Hussein und Al Kaida bezweifeln, führte US-Außenminister Colin Powell dazu neue Details auf. Dazu gehört nicht nur der Hinweis darauf, dass Saddam Al-Kaida-Kämpfern Unterschlupf gewährt, sondern auch auf eine indirekte Verbindung des Irak über die palästinensischen Terrororganisationen zur Al Kaida. Für den Berliner Terrorismusexperten Berndt Georg Thamm klingt letzteres logisch. Seit etwa einem Jahr beobachten einige Geheimdienste eine Annäherung zwischen der Al Kaida und palästinensischen Terrororganisationen. Die Palästinenser aber wiederum haben traditionell gute Beziehungen zu Saddam Hussein und werden offenbar auch finanziell von ihm unterstützt. Über den Kontakt zu den Palästinensern könnte die Al Kaida an Saddams Giftküchen herankommen. Dass die irakische Führung über Massenvernichtungswaffen verfügt, ist nach Aussage des CDU-Abgeordneten Friedbert Pflüger auch dem Bundesnachrichtendienst bekannt. Anfang 2002 gab es nach Nachrichtendienstinformationen, so der Terrorismusexperte Thamm, im Südlibanon ein Treffen zwischen Al Kaida, der Hamas und der Hisbollah. Die Islamisten und die Palästinenser eint ein gemeinsamer Feind: die Israelis. Vermutlich versprach Al Kaida den Palästinensern logistische und finanzielle Unterstützung. Ein erster Hinweis dafür könnte nach Thamms Meinung der Anschlag auf ein von Israelis bewohntes Hotel in Kenia im November 2002 gewesen sein. Damals bekannte sich dazu eine neue "Armee Palästinas", später auch Al Kaida selbst. Auch bei der Reorganisation der Al Kaida spielt die Rekrutierung der Palästinenser nach Meinung von Thamm eine Rolle. 1500 bis 3000 Terroristen hätten den Krieg in Afghanistan überlebt und würden ihre neuen Anhänger vor allem im Jemen, aber auch in den Palästinenser-Gebieten suchen. Die Zusammenarbeit zwischen Saddam Hussein und den Palästinensern ist wiederum lange gewachsen. 1986 suchte die PLO Unterschlupf im Irak. Die radikale Hamas unterhält, so sagte Powell gestern, seit 1999 ein Büro im Irak. Der israelische Geheimdienst vermutet, dass Saddam Hussein hinter einigen Waffenlieferungen an die palästinensische Autonomiebehörde steht. Im Irak dürfen die radikalen palästinensischen Kämpfer trainieren. Außerdem ist Saddam bei den Palästinensern beliebt, weil er den Familien der Selbstmordattentäter bis zu 20 000 Dollar zahlen soll. Einen Nachweis gibt es dafür aber nicht. "Es sind alles viele kleine Einzelteile, die das Bild zusammensetzen", sagt Thamm. "Ich wundere mich, dass bisher in der Diskussion noch nicht auf diese Verbindung hingewiesen wurde."