Obwohl der 37-jährige Tatverdächtige gestanden hat Mary-Jane getötet zu haben, sichert die Polizei weitere Spuren und vernimmt Zeugen.

Zella-Mehlis/Suhl. Auch nach dem Geständnis des 37-jährigen Tino L. laufen die Ermittlungen im Mordfall Mary-Jane weiter. Es seien noch längst nicht alle Spuren aus dem Haus des Mannes ausgewertet, sagte der Suhler Polizeisprecher Eberhard Wagner am Montag. Danach müssten möglicherweise neben dem mutmaßlichen Täter noch weitere Zeugen vernommen werden. Auch die Suche nach Beweismitteln in der Plattenbau-Siedlung in Zella-Mehlis laufe weiter.

Die Ermittler hatten den gelernten Metzger durch eine freiwillige Speichelprobe überführt. Der 37-Jährige hatte gestanden, die Grundschülerin Mary-Jane wenige hundert Meter von ihrem Zuhause entfernt sexuell missbraucht zu haben. Später würgte er sie nach Überzeugung der Ermittler im Wald bis zur Bewusstlosigkeit und legte sie in einem Bach ab, wo das Mädchen ertrank. Gegen den Mann aus Zella-Mehlis ist nach Angaben der Staatsanwaltschaft Haftbefehl wegen sexuellen Missbrauchs und Mordes ergangen. Sein Motiv ist allerdings noch nicht zweifelsfrei geklärt.

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Verdächtiger ist Bekannter der Mutter

Der grausame Tod von Mary-Jane aus Zella-Mehlis ist aufgeklärt: Die siebenjährige ist von einem Bekannten ihrer Mutter sexuell missbraucht und anschließend getötet worden. „Ich kann Ihnen sagen, dass er in seiner Vernehmung ein Geständnis abgelegt hat“, sagte Kriminalhauptkommissar Andreas Beez am Sonnabend im thüringischen Suhl. „Die Sonderkommission „Mary“ hat das Verbrechen aufgeklärt.“

Der mutmaßliche Täter Tino L. sei 37 Jahre alt, unverheiratet und bisher nicht als Kinderschänder polizeilich bekannt. Gegen den Mann aus Zella-Mehlis sei Haftbefehl wegen sexuellen Missbrauchs und Mordes ergangen, ergänzte die Leitende Oberstaatsanwältin Bettina Keil.

„Es besteht mittlerweile Klarheit über das Schicksal der kleinen Mary-Jane“, sagte der sichtlich ergriffene Kriminalhauptkommissar. Das Mädchen war am 24. Juni nach dem Schulhort nicht nach Hause gekommen. Tino L. habe das Kind, das er seit Monaten kannte, auf dem Weg zur elterlichen Wohnung abgepasst, sagte Beez. Gemeinsam sollen sie in die Wohnung des Mannes gegangen sein, keine 100 Meter weiter wartete die verzweifelte Mutter stundenlang auf ihr Kind.

„Die Missbrauchhandlungen haben in der Wohnung stattgefunden“, sagte der Kriminalhauptkommissar. Anschließend sei die zierliche Schülerin dem 37-Jährigen in den nahen Wald gefolgt. „Danach wurde Gewalt gegen den Hals des Kindes ausgeübt.“ Mary-Jane sei dadurch aber nicht gestorben. Sie sei vielmehr in einem Bachlauf ertrunken, wo sie am 25. Juni später von Wanderern gefunden worden war.

Eine Sonderkommission der Polizei hatte seither fieberhaft nach dem mutmaßlichen Mörder der Erstklässlerin gesucht. Etwa 1000 Hinweise aus dem gesamten Bundesgebiet waren bei den Beamten eingegangen, schnell geriet auch Tino L. ins Visier der Fahnder. Zeugen war aufgefallen, dass er von seinem Balkon aus Kinder beobachtet hatte.

Wie Beez sagte, wurde Tino L. daraufhin befragt, er gab freiwillig eine DNA-Probe ab. „Wir konnten durch intensive Ermittlungen bis Mitte dieser Woche feststellen, dass das Alibi, was diese Person angegeben hat, offensichtlich nicht stimmt“, berichtete Beetz weiter.

Zugleich habe die Rechtsmedizin festgestellt, dass die an dem toten Kind gefundenen DNA-Spuren mit denen des 37-Jährigen übereinstimmten. Seit Donnerstagabend sei der Mann deshalb von Polizisten observiert worden. Als das zuständige Amtsgericht Meiningen am Freitag Haftbefehl erlassen habe, sei der Mann nach seiner Arbeit in Suhl verhaftet worden, erklärte der Ermittler. Den roten Schulranzen von Mary-Jane, den die Polizei seit mehr als zwei Wochen gesucht hatte, habe man im Wohnhaus des 37-Jährigen entdeckt.

Die Bekanntschaft des mutmaßlichen Täters mit der Mutter habe seit „vielen Monaten“ bestanden, zuletzt habe sich der 37-Jährige Ende 2010 in der Wohnung der Familie aufgehalten. Der Mann sei vorbestraft- allerdings nicht wegen sexuellen Missbrauchs. Ihm wurden Drogen- und Straßenverkehrsdelikte zur Last gelegt. Er war zur Tatzeit auf Bewährung.

Die Arbeit der Polizei ist noch längst nicht abgeschlossen. Wie die Leitende Oberstaatsanwältin Keil sagte, haben die Ermittler zwar einen Anhaltspunkt, warum der Mann das Mädchen umgebracht hat. Aber noch stehe das Tatmotiv nicht zweifelsfrei fest.

Nach Worten von Beez wurden 700 klassische Spuren an Leiche und Tatort gefunden, die noch nicht alle ausgewertet sind. 650 freiwillige DNA-Abnahmen bei Einwohnern der Kleinstadt seien gemacht worden. Zum Erfolg geführt habe schließlich „Spur 130“. Tino L. sitzt mittlerweile in Untersuchungshaft, allerdings besonders gesichert, „damit dort nichts passiert“, sagte Keil.