Die Kaltblütigkeit von Mary-Janes Mörder Tino L. hat selbst das Gericht erschreckt. Eine “verabscheuungswürdige“ Tat, sagte der Richter.

Meiningen/Zella-Mehlis. Der Mörder der kleinen Mary-Jane aus Thüringen bekommt die Höchststrafe: Das Landgericht Meiningen verurteilte Tino L. am Mittwoch wegen Mordes und schweren Missbrauchs zu lebenslanger Haft. Zugleich stellte es die besondere Schwere seiner Schuld fest. Der 38-Jährige, der das Urteil stoisch hinnahm, wird das Gefängnis wohl erst kurz vor dem Rentenalter verlassen. Tino L. habe eine „ganz verabscheuungswürdige Tat begangen“, sagte der Vorsitzende Richter Wolfgang Feld-Gerdes.

Mary-Janes Mutter verfolgte den Richterspruch gefasst. Viele Fragen der 29-Jährigen zum Tod der kleinen „Maja“ seien noch immer unbeantwortet, betonte ihr Anwalt. Die Mutter habe dem Peiniger ihrer Tochter in die Augen sehen wollen. Das habe Tino L. ihr jedoch nicht erlaubt - der Angeklagte saß zumeist unbewegt und mit gesenktem Kopf im Gerichtssaal.

In einem Brief hatte sich der 38-Jährige zuvor bei den Eltern seines Opfers entschuldigt. Er verstehe selbst nicht, was für ein furchtbarer Mensch er sei und rechne nicht mit Vergebung, schreibt er darin. Diese Reue müsse zugunsten des Angeklagten gewertet werden, urteilte das Gericht.

Tino L. habe die siebenjährige Mary-Jane mit List entführt. Seine wahre Absicht sei von Anfang an gewesen, das Kind zu missbrauchen, sagte Feld-Gerdes in der Urteilsbegründung. „Das war keine spontane Tat.“ Der Behauptung des Angeklagten, der Missbrauch habe sich „halt so kurzfristig ergeben“, weil er lange keinen Sex gehabt habe, schenkte das Gericht keinen Glauben.

Tino L. hatte gestanden, Mary-Jane am 24. Juni während eines Schaumbads sexuell missbraucht und sie am nächsten Morgen in einem Wald getötet zu haben. Bei dem Mord habe der gelernte Fleischer nur an sich selbst gedacht, sagte Feld-Gerdes. Er habe das zierliche Mädchen allein aus Eigensucht - aus Angst vor der Entdeckung - mit dem Bademantelgürtel bis zur Bewusstlosigkeit gewürgt. „Heimtückisch“, so die Einschätzung des Gerichts. Dann warf der zweifache Vater das reglose Mädchen mit dem Gesicht nach unten in einen Bach - Mary-Jane ertrank.

Psychiater Peter Kudlacek hatte Tino L. zuvor einen niedrigen Intelligenzquotienten nachgewiesen. Er bescheinigte ihm eine sekundäre pädophile Neigung, die der 38-Jährige vermutlich selbst lange nicht gespürt habe. Es bestehe das Risiko, dass er seine Tat wiederholen könnte.

Mit der Feststellung der besonderen Schwere der Schuld folgte das Gericht dem Antrag von Staatsanwaltschaft und Nebenklage. Tino L. habe seine Tat entgegen der eigenen Behauptung lange geplant und sei sich vor dem Missbrauch bewusst gewesen, dass er Mary-Jane würde töten müssen, sagte Staatsanwältin Beate Grün in ihrem Plädoyer.

Der Anwalt von Mary-Janes Mutter, Udo Freier, erklärte: „Sie sind in meinen Augen ein Monster.“ Der Angeklagte habe bei weitem nicht alles offen gelegt, was er Mary-Jane angetan habe. Verteidiger Karl-Heinrich Abendschein dagegen hatte argumentiert, das Geständnis seines Mandanten wiege die Schwere der Schuld auf.

Zwei Wochen lang hatten 50 Ermittler im Sommer nach Mary-Janes Mörder gesucht - 1000 Hinweise, 700 konkrete Spuren, Speichelproben, Fahndung im Fernsehen. Spur 130 schließlich überführte Tino L.: Er hatte freiwillig eine Speichelprobe angegeben, deren DNA mit Spuren im Intimbereich des Kindes übereinstimmten.